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Hier kommen Suchterfahrene zu Wort

Überarbeitet am 14.10.2015


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Wir leben in einer gewalttätigen Gesellschaft.   09.01.2007

Eine Lebens und Ausstiegsgeschichte aus dem Alkohol von Markus   16.11.2006

Dankbar bin ich.....fertig gestellt am 21.12.2005 

Wo sind die Christen geblieben? 22.09.2005

Aus dem Tagebuch eines ehemaligen Drogenpatienten 20.09.2005

Eine meditative Zwiesprache, nachdem ein Drogenerfahrener die Gründe seiner Sucht entdeckte... 15.9.2005

In die Schuldfalle getappt ? Überarbeitet am 8.5.2005

Warum manche Drogenkonsumenten lieber sterben als auszusteigen. Überarbeitet am 18.6.2004.

Die Sehnsucht und die Mäusefrau, updatet am 21.1.2006.
 

Männer und Drogen   4.6.2003

Wirkliches Leben     20.10.2002

Leichen im Keller     20.10.2002

Falsch und richtig, oder richtig und falsch..  20.10.2002

Erziehung.   20.10.2002

Zum Thema Ursachen des Drogenproblems... 23.07.2001

Das Gerücht... (Ein Gedicht von einem verstorbenen Drogenabhängigen das einfach hierher passt)

 

Interviews

Interview mit Ronny 

Das Interview welches M. Renz mit J. K. aus Basel gemacht hat am 6.8.98

Interview mit Röbi, welcher gerne Bier trinkt. Sept. 1998

  

An uns gesendete Lebenserfahrungen von Suchterfahrenen.

W.K. aus B.   Schockierend, nicht für Kinder geeignet.

R.M. aus G.  Schockierend, nicht für Kinder geeignet.

Zwanzig Jahre Kampf dem Alkohol 11.2.1999   Es empfiehlt sich hier auch zwischen den Zeilen zu lesen.

 



 

Wir leben in einer gewalttätigen Gesellschaft

Anmerkung: Mit dem Wort Gewalt benenne ich hier die "strafende Macht" welche zum Ziel hat, Haltungen, Handlungen oder Gefühle einer oder mehrerer Personen durch z.B verbale,  physische, emotionale oder psychische Gewalt zu verändern.
Ich benenne damit also nicht die Notwehr, welche im Gegensatz zur "strafenden Macht" als "schützende Macht" agiert.
Notwehr, also schützende Macht,  hat ausschliesslich den Zweck die
Umstände, die Situation so zu verändern, dass ein Schutz für alle Beteiligten entsteht, hat  aber nicht die Absicht, jemand anderem Schaden zuzufügen oder jemanden unter Druck zu setzen. Somit minimiert Notwehr die Gewalt und schafft je nach Situation größtmögliche Sicherheit für alle Beteiligten.


Wir leben in einer gewalttätigen Gesellschaft. Unsere Sprache ist auf Gewalt trainiert. Unsere uns angelernte Sprache und deren Kontext ist im wesentlichen darauf ausgerichtet Menschen auf oder abzuwerten, (Du bist böse, schlecht, ein Versager, dumm oder du bist krank) zu Verurteilen, Auszugrenzen. Unsere Emotionen werden schon in frühester Kindheit auf Schuld, Scham, Angst, Pflicht und Ärger trainiert. Sowie insbesondere darauf, unsere wesentlichen Bedürfnisse zu leugnen. Viele von uns haben in der Kindheit auf schmerzhafte Art und Weise erfahren, was es bedeutet sich den Forderungen und Wünschen der damaligen Obrigkeit, eben der Eltern, zu widersetzen. Es gab Gewalt, es gab Schläge, es gab Verbote, es gab Nahrungsentzug, es gab emotionale Manipulationen, die Kinder wurden mittels verbaler Gewalt für die Emotionen der Eltern verantwortlich gemacht. Geschwister wurden Autorisiert ihre jüngeren Geschwister zu dominieren und zu bestrafen, oder es wurde ihnen die Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister auferlegt ohne vorher lernen zu können was Verantwortung überhaupt ist, weil ihnen die Vorbilder fehlten.
Mein Bibellehrer, welcher von Jesus und der Nächstenliebe sprach, pflegte schmerzhafte Ohrfeigen anzudrohen und auszuteilen. Aber eine herzensgute Religionslehrerin, voller Liebe und Respekt vor dem Leben, wurde mittels verbaler Gewalt von unserer Schule wegmanipuliert.
In dieser gewalttätigen Gesellschaft geht es um Geld, Sex, Macht und Dominanz. Es gibt Sieger und Verlierer, und es gibt Opfer, auch unter denjenigen welche sich weigern bei diesem destruktiven Verhalten mitzumachen. Die Menschen werden eingeteilt in Oben und Unten, in Autoritäten welche zu wissen glauben was diejenigen unter ihnen zu tun oder zu lassen haben. Wird den Autoritäten, welche meistens auch diejenigen sind welche im Überfluss leben, dass zuviel haben was andere zuwenig haben, nicht gehorsam geboten, so wird dafür gesorgt daß der Ungehorsame zu Leiden hat. Je nach gesetzlicher oder wissenschaftlicher Disposition und Zeitgeist kommt der oder die Ungehorsame sogar ins Gefängnis oder in die Psychiatrie. Gewalt erzeugt oft Gewalt, und gäbe es nicht in unserer Gesellschaft Menschen die diese Mechanismen schon lange durchschaut haben, Menschen welche bereit sind Risiken einzugehen und lernen konnten auf Gewalt mit Mitgefühl, Bewusstsein, mit wertungsfreier, klarer Kommunikation zu reagieren, die Bedürfnisse ihrer gegenüber zu erspüren, so wäre unsere Welt wohl schon lange im Chaos versunken.
In dieser Gewaltspirale sind sich die meisten Beteiligten sich gar nicht mehr Bewusst, welche Bedürfnisse eigentlich hinter ihren Handlungen sich verbergen. Den hinter allem was ein Mensch tut und entscheidet, verbergen sich immer eines oder mehrere Bedürfnisse. Auch das wir alle dieselben Bedürfnisse haben, wie z.B. Sicherheit, Geborgenheit, Gemeinschaft, Autonomie, Nahrung, Schutz, ein Dach über dem Kopf, Bildung, Spiritualität, u.s.w. ist den Gewaltausübenden schon lange nicht mehr bewusst. Anstatt ihre Bedürfnisse klar zu formulieren und zu kommunizieren, anstatt bei ihrem Gegenüber die Bedürfnisse welche sich hinter der Kritik, den Bewertungen verbirgt herauszuhören, wird verurteilt, bewertet diagnostiziert und Schaden angerichtet im Leben der vermeintlichen Feinde.
Die nötigen Vorbilder finden sich schon im Fernsehen, nein, nicht Ghandi, Mutter Theresa, Jesus, Buddha oder Nelson Mandela sind die Helden, sondern irgendwelche muskel und waffenstrotzende Personen mit gesellschaftlichen Titeln wie Sheriff, Supermann, Präsident, Kommissar, welche irgend einen Bösewicht zusammenschlagen, töten, einsperren, als Geisteskrank erklären lassen, auf den elektrischen Stuhl bringen  oder in irgend einer Grossstadt zu Tode hetzen. Wie im grossen so auch im kleinen, im Moment finden Weltweit wohl wieder etwa 30 Kriege statt, und täglich verhungern 14'000 Kinder auf dieser Welt.
Auch die Religionen blieben nicht verschont, da gibt es Hierarchien, statt der Nächstenliebe und dem Mitgefühl regieren Päpste, Kardinäle, Ordinatoren, Präsidenten, und auch hier, wer nicht pariert, wird bestraft. Als Antwort aus dem Osten kommt der Terrorismus, Gewalt erzeugt Gewalt. Die Gottesbilder welche in den Religionen vermittelt werden sind meistens Peitsche-Zuckerbrot Bilder, wo belohnt oder mit Schmerz und Hölle bestraft wird. Der Krieg in der Welt im grossen ist das geschlagene, emotional manipulierte Kind einer Familie im kleinen.

Dort wo gewaltfreie Vorbilder sind braucht es keine Autoritäten. Dort wo Menschen nicht gelernt haben ihre Bedürfnisse zu leugnen, dort wo sich Menschen ihre Bedürfnisse in Kooperation erfüllen können, entstehen erst gar keine Gewaltakte. In einer solchen Welt wäre auch genug Raum für Versöhnung, Vergebung, Gnade und gemeinsame Wahrheitssuche.

Nichts fürchtet der Gewalttäter so wie die Liebe, zu oft wurde er mit ihr verletzt und betrogen, nichts fürchtet er so wie die Gerechtigkeit, zu oft wurde sie verdreht und diente nur dem Ungerechten zu seinem Schaden, nichts fürchtet er so wie die Wahrheit, denn sie würde ihm nebst dem erfahrenen Leid auch zeigen daß er zu dem wurde was ihn einst von Oben herab Quälte. Nichts macht ihm sosehr Angst wie die feinen Zwischentöne des Lebens, denn diese würden ihm zeigen daß seine Verallgemeinerung und selbstgepflegte Dummheit nichts als billiger Selbstschutz vor den eigenen Gefühlen ist. So wurde er denn wie seine einstigen Häscher. Er weiss nicht daß er Bedürfnisse hat, seine Welt besteht aus Bewertungen, er teilt konsequent von vorneherein alle Menschen in 2 Kategorien ein, in kranke und gesunde, in gute und schlechte, in Sünder und Heilige, in nützliche und unnütze, in lebens und lebensunwerte ein. Gesellschaftliche Ränge sind ihm wichtiger als sein oder anderer Leben, er wird Autoritätsgläubig und hat ein furchterregendes Gottesbild. Er schlägt seine Kinder, mit Worten und Taten. Ohne ein übermass an Sex, Alkohol, Tabletten oder Drogen würde er sein Leben nicht ertragen können, während er seine kiffenden Kinder kritisiert, entwertet, schlägt oder einfach abwertet.
Irgendwann einmal wurde er gebrochen, irgendwann einmal in seiner Kindheit hat er das Angebot seiner Obrigkeit angenommen, werde wie wir, und wir schlagen dich nicht mehr, und du bekommst Haus und Herd, Anerkennung und Scheinliebe. Irgendwann wurde er wie sie. Danach legte der Pfarrer noch mehrere Schichten Scham darauf, auf daß er nie wieder herauskomme aus diesem Sumpf.

Und wenn seine Kinder eines Tages in Zürich auf dem Platzspitz sich mit Drogen zudröhnen, weil sie dies alles nicht mehr ertragen können, weil sie in ihrem Kopf das Gebrabbel ihrer Autoritäten und das klatschen des Vater-Gürtels auf ihrem Rücken nicht mehr hören wollen, weil sie das unwerte Schweigen ihrer ständig wegsehenden und alles hinnehmenden mariagläubigen Mutter nicht mehr aushalten können, weil sie zusehen mussten wie selbst ihre Geschwister auf den fahrenden Zug der Gewalt aufsprangen und sie im Stich liessen, dann stehen sie wieder da, die Autoritäten, um zu bestrafen. Dann stehen da wieder diese Väter, und verhöhnen und entwerten was sie zuvor selber geschaffen hatten. Eben diese Väter, die diese Welt so hassten und mit ihrer Hinterlassenschaft versuchten diese Welt zu bestrafen, genau diese Väter sind es die nun ihre eigenen Kinder der Justiz übergeben, die nun ihre eigenen Kinder erneut ins Unrecht setzen. Das erlebte gebrochen werden reichte noch nicht, nein, jetzt kommt noch das zerbrechen an sich selbst, durch die vielen emotionalen Verletzungen unfähig geworden sich im Leben zurechtzufinden, gibt es jetzt noch den Stempel Kranker oder Versager als Kainszeichen auf die Stirn.

Im Vergleich, sofern Vergleiche in einer solchen Sache überhaupt zulässig sind, man möge mir verzeihen, ist der Drogenpatient gegenüber dem Gewalttäter doch weiter entwickelt. Er richtet in den meisten Fällen seine Gewalt nicht gegen aussen, gegen unschuldige Kinder, sondern er richtet seine Gewalt gegen die Gewalt in seinem inneren. Mit den Drogen bringt er sein inneres zum Schweigen, die Traumen, die Wunden, alle die Verletzungen in ihm drin, die ständig verbal gewalttätig bewertenden Stimmen seiner Autoritäten werden dann still. Die Emotionen und Projektionen welche mit derselben Wucht in ihm lauern, mit derselben Wucht wie einst der Teppichklopfer der Mutter, der Gürtel seines Vaters, oder die emotionale Gewalt des pädophilen Onkels ihn traf. Mit derselben Gewalt wie der Verrat an seinem Menschsein von seinen Vorbildern an ihm vollzogen wurde.

Zwischen dem Gewalttäter und der Liebe steht der Schmerz, diese hohe Mauer des selbst erfahrenen Leides, all das ungeklagte Leiden, alle die unerfüllten Bedürfnisse. Wiederholt der Gewalttäter seine Gewalt, quält, intrigiert, bewertet, manipuliert er andere Menschen, so findet er für eine kurze zeit Ruhe vor seinen Dämonen, es ist keine Heilung, nur eine Symptombekämpfung, etwa wie ein Psychopharmaka beim Psychiatriepatienten oder die Droge beim Drogenpatienten. Viele erlebte ich, die erst in der Klage, im erleben der Wucht ihrer inneren tiefsten Gefühle, ihres Verletzseins in der Verbindung mit ihren geleugneten Bedürfnissen Heilung erfahren konnten. Ich, als Streetworker, kann niemanden Heilen, das bilde ich mir nicht ein, aber ich kann manchmal ein klein wenig den Boden dafür schaffen den es braucht, damit Heilung stattfinden kann.

Ich muss diese Welt so nehmen wie sie ist, aber ich muss sie nicht so lassen wie sie ist. Was an Emotionen und anderen Empfindungen in einem hängen bleibt mit einer solchen Geschichte kann sich ein Mensch welcher sorglos aufwachsen konnte gar nicht vorstellen. Schon als Kind diese Gesellschaft von ihrer härtesten gewalttätigsten Seite erfahren zu müssen ist etwas was ich niemandem wünsche. Trotzdem bin ich froh dass ich nie auf derselben Schiene abgefahren bin. Kaum hatte ich mich von einem Schaden erholt, habe ich die Menschen immer wieder geliebt. Leider haben dies viele gar nicht bemerkt.

Von einem Aussteiger, Name der Redaktion bekannt, für www.streetwork.ch

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Meine Lebensgeschichte           http://www.m-weber.ch/

Ich wurde am 3. Oktober 1962 in Wil SG als Einzelkind geboren. Meine Eltern führten ein Geschäft mit Spielwaren, Fischereiartikeln, Modellbau und Lederwaren. Nebst meinen Eltern wurde ich noch von meiner Gotte, die zugleich Haushälterin war im wahrsten Sinne des Wortes behütet. Ich hatte zwar alle Annehmlichkeiten und Liebe wie in einer Glasglogge, aber von der Umwelt wurde ich mit dem älter werden abgeschottet. Zudem erhielt schon früh den Kontakt zu Alkohol, weil zu einem guten Essen eben Alkohol dazugehörte. So begleitete mich der Alkohol, namentlich das Bier schon früh, also schon in der Schulzeit. Die KV Lehre absolvierte ich im Elterlichen Betrieb und auch hier spielte das Bier eine wesentliche Rolle. Mit 18 begann ich dann auch noch zu Rauchen. Natürlich dann auch im Militär Zigaretten und Bier. Es kam dann soweit dass statt Kaffee am Morgen die Flasche Bier dazugehörte als Frühstück. So begannen natürlich auch im Geschäft die finanziellen Probleme, da die Kunden ausblieben. Als dann im Jahr 1989 noch der Vater starb, konnten meine Mutter und ich das Geschäft nicht mehr halten und mussten es aufgeben. Wir zogen dann nach Freidorf im Thurgau und wollten in Arbon einen Neustart machen. Aber Anfang Januar 1990 starb auch meine Mutter im Alter von nicht ganz 52 Jahren am Alkoholmissbrauch. Doch ihr Tod war der erste Schritt aus der Sucht. Durch ihren Tod begann ich wieder zu beten. Dadurch nahm nun ganz langsam Gott  meine Lebensplanung in seine Hand. Doch  ich trank natürlich munter weiter. Der Geschäftsneustart misslang und ich begann eine Stelle zu suchen. Doch ich wurde immer wieder abgelehnt. Heute weiss ich dass es wegen meiner Alkoholfahne war, aber damals verstand ich es nicht.  Es kamen dann auch die ersten Betreibungen ins Haus. Aber die kümmerten mich nicht. Hauptsache ich konnte mein Bier trinken. Dies steigerte sich dann bis zu 10 Flaschen am Tag. 1991 fand ich dann doch noch eine Stelle als Filialleiter in einem CD Shop. Doch das saufen konnte ich nicht lassen. Auch im Geschäft. Von den 2700 Fr. Lohn, brauchte ich rund 2000 Franken nur für Bier und Zigaretten pro Monat. Dies führte dann unweigerlich nach gut 10 Monaten zur Entlassung. Durch die vielen Betreibungen und meinen Antrag auf Arbeitslosengeld wurde nun die Gemeinde auf mich aufmerksam und bat mich zu einem Gespräch, dem ich natürlich nicht ausweichen konnte. Nach diesem Gespräch wegen meinen finanziellen Problemen, packte ich meine sieben Sachen und zügelte im Januar 1993 nach Wil zurück, wo durch einen Freund meines verstorbenen Vaters eine kleine Wohnung bezog. Nun musste ich auf Sozialamt wegen dem Geld, da es eine Zeit ging bis die Arbeitslosenkasse zahlte. Ich erhielt aber nur das Haushaltsgeld für eine Woche, der Rest wurde direkt vom Amt überwiesen, da der Sozialarbeiter mit klipp und klar ins Gesicht sagte, dass ich ein Alkoholproblem hätte. Mein neuer Hausarzt doppelte nach und liess mich nicht mehr los. Dann kam noch der Alkoholberater dazu. Nun konnte ich endlich mal mit jemanden über all meine anderen Probleme reden. Das tat gut. Ich musste dann wegen einer kleinen Sache ein paar Tage im Spital behandeln lassen und kam natürlich entgiftet nach Hause. Jetzt wollte ich beweisen, dass ich kontrolliert und vernünftig Bier trinken kann. Dies ging genau eine Woche gut und dann war ich wieder im alten Sauftrott drin. Nun war mir klar, dass ich es nicht alleine Schaffe. Doch wollte ich dies wirklich ? Ja und Nein. Eines Tages machte es mir im Kopf KLICK und ich stellte mich vor die Entscheidung: Entweder zu Tode saufen oder etwas dagegen unternehmen und das Leben wieder geniessen können. Ich entschied mich für das Zweite und es wurde mir auch klar, dass ich Alkoholkrank bin. Das war der erste Schritt zum Suchtfrei werden. Meine Kraft bezog ich damals schon aus meinem starken Glauben an Gott. In vielen Gesprächen und Überlegungen kam ich in den Kontakt mit verschiedenen Kliniken. Doch eine sechsmonatige Therapie ging mir einfach zu lange. Dann erhielt ich die Kurztherapie Beschreibung des Spitals Wattwil, die nur drei Wochen ging. Das sprach mich an. So sass ich wieder einmal stockbesoffen meinem Hausarzt gegenüber. Als er meinte, dass ich doch endlich etwas gegen meine Krankheit unternehmen sollte, sagte ich nur, dass mich Wattwil interessieren würde. Peng mein Arzt griff zum Telefon und ich war angemeldet. Nun vergingen noch rund drei Wochen bis zum Eintritt. Während dieser Zeit feierte ich eine Sauforgie nach der Anderen. Am Donnerstag Abend vor dem Einrücken, feierte ich nochmal richtig voll und liess mich total volllaufen. Mir war klar, dass ich es nicht aus eigenem Willen schaffen würde. So betete ich am Freitagmorgen vor Pfingsten 1993 vor dem Einrücken zu Jesus und übergab ihm mein Leben. Ich sagte zu ihm: Jesus hier bin ich als totaler Schrotthaufen, ich schaffe es nicht, aber wenn Du willst und mich führst dann werde ich es schaffen.  Um 1400 rückte ich betrunken ins Spital ein. Nach dem ersten Untersuch, sagte ich dem Arzt klipp und klar, dass ich den Entzug ohne irgendwelche Medikamente machen wolle. Er willigte ein und ich begann den sogenannt kalten Entzug. Allein dies ist schon der Horror. Meine Kraft aber schöpfte ich aus dem Glauben. Am nächsten Tag hatte ich das grosse Zittern an den Händen und Durst. Dies legte sich dann von Tag zu Tag. Am Dienstag begann dann die dreiwöchige Therapie. Wir waren eine lustige Truppe aus 5 Männern und einer Frau. Die Therapie bestand aus Gesprächen, Bewegung, Malen, Werken etc. Schon nach einer Woche war mir klar, dass ich nun mein ganzes Leben lang keinen Alkohol mehr trinken darf. Nach drei Wochen wurden wir entlassen. Etwa 3 Monat nach der Entlassung wachte ich Nachts im Bett mit total steifen  und blockierten Gelenken auf. Gleichzeit war ein dumpfes Rauschen wie ein Sturmwind zu hören, obwohl es draussen Windstill war. Ich betete zu Gott und nach etwa 10 Minuten war der Spuk vorbei. Heute weiss ich, dass mit dem Rauschen der Dämon Alkohol aus mir herausgefahren ist. Seit dieser Zeit sind nun 12 Jahre vergangen ohne jeglichen Rückfall. Ich durfte wirklich von der Alkoholsucht frei werden. 1995 schaffte ich es auch noch mit dem Rauchen von einem Tag auf den Anderen aufzuhören. Ich suchte dann lange eine Arbeit, aber immer wieder musste ich aufgeben, da ich den Belastungen nicht mehr standhielt. So wurde ich dann aus diesem Grund zum Rentner. Nun kaufte ich mir einen deutschen Schäferhund und begann mit ihm zu arbeiten. Leider verstarb er sehr früh, sodass  1998 Fenia als deutsche Schäferhündin zu mir kam und ich sie auszubilden begann. Ich begann auch erfolgreich Prüfungen mit ihr zu machen.  Ebenfalls 1998 zog ich nach Dussnang um in ein altes Bauernhaus und zwei Jahre später zog ich dann ins Toggenburg nach Ennetbühl in ein kleines schönes Häuschen um. Im Jahr 2000 übernahm ich eine Mischlingshündin Laska, die ich ebenfalls ausbildete. Leider verstarb sie mit 4 Jahren im Jahr 2002 an einem Darmverschluss. Ebenfalls im Jahr 2000 wurde bei mir die Zuckerkrankheit infolge des Alkohlmissbrauchs diagnostiziert, die mich nun weiter als Insulinpumpenträger durchs Leben begleitet. So kam dann nach Laskas Heimgang; Bailey eine Langhaarschäferhündin zu uns, die als Freizeitpartner ausgebildet ist. Ich legte dann auch die Prüfung zum Welpenspielgruppenleiter erfolgreich ab. Bis Frühjahr 2006 war ich Welpenspielgruppen- und Junghundeleiter im Hundesport Toggenburg. Jetzt gebe ich meine Erfahrungen im Kynologischen Bereich selbständig weiter.  Auch gewann ich meine Fitness zurück und mache mit meinen beiden Hunden Wanderungen und bis zu 10 stündige Bergtouren und bis an die Grenze zum klettern  Seit August 2004 betreue ich auch noch 12 Pferde in einer kleinen Pension. Diese Pferde darf man auch reiten. So begann ich im September 2004 das Reiten zu lernen. Nach gut einem Jahr begann bzw durfte ich bereits im Gelände alleine reiten. Ein für mich unvergessliches Erlebnis war dann am 26. Dezember 2005, wo ich in der Weihnachtsquadrille des Reitsportzentrum Buchs mitreiten durfte und danach begannen zwei sehr intensive Trainingsmonate, sodass ich mich dann am 04.März 2006 der Schweizerischen Reiterbrevetprüfung klassisch stellte und teilnahm. Und dann kam mit Freuden-Tränen in den Augen einer meiner glücklichsten Momente in meinem Leben, als ich erfahren durfte, dass ich diese Reiterbrevetprüfung klassisch bestanden habe. Nun trainiere ich bereits für mein nächstes Ziel im Reitsport: den Silbertest, den ich im 2007 machen werde. Im  November 2005 habe ich mit der bestandenen theoretischen und praktischen Prüfung meine Ausbildung zum Pferdesamariter erfolgreich abgeschlossen. So sind die Hunde und auch Pferde mir SO ANS HERZ GEWACHSEN, DASS ICH UMGEZOGEN BIN. ICH HABE NUN 10 MINUTEN FAHRZEIT ENTFERNT VON MEINEN LIEBLINGEN EIN SCHÖNES APPENZELLER BAUERNHAUS GEMIETET UND DADURCH DEM TOGGENBURG MIT EINEM LACHENDEN UND WEINENDEN AUGE ADIEU GESAGT. SO GEISTERN WIR NUN IN BÜHLER IM APPENZELL AUSSERRHODISCHE UMHER. ES WAREN SECHS SCHÖNE JAHRE IM TOGGENBURG, ABER DASS ETWAS NEUES BEGINNEN KANN MUSS DAS ALTE ZUERST STERBEN. NUN SIND SCHON WIEDER DREI MONATE AM NEUEN ORT VERGANGEN UND WIR FÜHLEN UNS SCHAEFERHUNDE-PFERDEWOHL. ES IST HERRLICH HIER. Am 9. September 2006 nahm ich zum erstenmal am Vereinsinternen Concour Teil. Damit ich auch hier mal meine ersten Erfahrungen machen konnte. Nighty und ich waren auf gutem Kurs. Auch die Parcours Reihenfolge hatte ich perfekt im Kopf, aber aus irgendeinem Grund gab ich Nighty nach einem Hindernis nicht das Zeichen für eine Rechtskurve um das Auf/Ab zu machen. Dann war halt ein Baum im Weg und Nighty machte logischerweise einen Schwenker. So fand ich mich dann leider am Boden wieder. Und so schied ich ehrenvoll durch Sturz aus. Halb so schlimm, denn das gehört beim Reiten dazu. Mich nervte es einfach weil wir gut auf Kurs waren. Aber was solls. Am Abend hatten wir bei Salat, Grilliertem und Dessert doch noch ein tolles Beisammensein. Ob gewonnen oder nicht. Mitmachen ist alles und der Rest ist training, training und nochmals training. Zudem konnte ich dann ein paar Tage später den ganzen Parcour übungshalber nochmal reiten und siehe, diesmal klappte es bestens. So durfte ich damit auch meine "Reiter-Ehre" wieder herstellen. Jetzt bin ich einfach weiter am Trainieren, so dass ich dann irgendwann meinen ersten offiziellen Concour bestreiten kann. Mal schauen.....
 

Meine Hunde und die Pferde sind aber auch meine Stütze um Suchtfrei zu bleiben. Suchtfrei sein heisst für mich: Nie sich fragen müssen darf ich trinken oder nicht.....nie sich sagen müssen ich darf nicht trinken.....eine Flasche Wein oder Bier für andere zu öffnen, ohne in Versuchung zu geraten.....sich in jeder Gesellschaft frei bewegen zu können. Dies kann ich aber nur weil ich mein Leben Gott übergeben habe und mich von ihm führen lasse. Und ich kann Euch sagen ist spannender als jeder Krimi im TV. Und etwas ist bei jeder chronischen Krankheit ganz wichtig um psychisch Fit zu bleiben und die Lebensfreude zu behalten: NICHT MIT SEINEM SCHICKSAL ZU HADERN UND MISSMUTIG ZU SEIN, NICHT AUF DIE SOGENANNT GESUNDEN SCHAUEN UND NEIDISCH SEIN, SONDERN SEINE KRANKHEIT ZU AKZEPTIEREN UND IN DIESER AKZEPTANZ NACH DEN BESTEN MÖGLICHKEITEN ZU SUCHEN MIT FREUDE ZU LEBEN. DAS IST DAS BESTE UM NICHT KRÄNKER ZU WERDEN. Ich hoffe ich habe dem einen oder anderen Mut machen können diesen Schritt zu wagen und aus der Sucht auszubrechen......Für Fragen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung..............   Der unheilbare Perdevirus werde und möchte ich auch nicht loswerden...........       

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Dankbar bin ich.....

20 Jahre ist es her, seit ich meine Alkoholsucht besiegen konnte. Und ich bin dankbar all meinen Freunden, Soziapädagogen und Therapeuten, die mir damals geholfen haben diese von Angst, Misstrauen, Hass und Gewalt durchsetzten archaischen Kollektive zu verlassen, welche eigentlich meine Familie und mein soziales Umfeld hätten sein sollen. Diese Freunde haben mir geholfen den Weg in eine andere Welt zu gehen, welche mir in meiner Kindheit vorenthalten war. Eine Welt wo Worte wie Wahrheit, Vertrauen, Nächstenliebe und Toleranz gelebt werden. Wo es nicht nur Freund oder Feind, Peitsche oder Zuckerbrot gibt.
Ich kann meiner Familie nicht verzeihen was sie mir angetan hat. Denn der Weg den ich mit ihr gehen musste hatte für den Rest meines Lebens einschneidende Konsequenzen. Aber ich kann verstehen warum sie so gehandelt hatten.
Sie waren wie von Angst geleitete Tiere, hinter einer schönen Fassade mit Geranien, eigenem Haus und Familienbetrieb. Sie begreifen heute noch nicht was geschehen war, zelebrieren weiter ihre schein-heile Welt. Ich hatte getan was ich tun konnte, um ihnen möglich zu machen Verantwortung für ihre Handlungen zu übernehmen. Doch sie möchten dies nicht, oder sind noch nicht bereit dazu. Wer aufgehört hat zu verdrängen um den Ereignissen in seinem Leben in die Augen zu sehen geht nicht mehr auf demselben Weg wie die Menschen die weiterhin ihre Familiengeschichte idealisieren oder sich anderweitiger Verdrängungsmöglichkeiten bedienen.
Für meine Herkunftsfamilie war immer klar, darüber wird nicht gesprochen, insbesondere für meine 2 Brüder, welche auf der destruktiven Gewaltschiene dieser Familie mitgefahren sind und so Schuld auf sich geladen hatten mit der sie heute noch nichts zu tun haben wollen. Nicht immer, aber manchmal ist es die eigene Schuld, die dafür sorgt dass man die Flasche und die damit verbundenen Rituale nicht loslassen kann. Dass man sein Abwehrverhalten nicht aufgeben kann. Dass man das Familien oder Gruppenmitglied welches aus dem Täter-Opfer Kreis herausgetreten ist versucht zu bedrohen, als Verleumder zu verleumden, mundtot zu machen, ihm versucht das Etikett psychisch krank anzuheften. Dieses Verhalten wird dann noch genährt durch die Angst dass sich die eigenen Fehler herumsprechen könnten, öffentlich werden könnten, dem Familienbetrieb, der Firma schaden könnten.
In Gedanken schicke ich sie weg von mir, samt ihren Handlungen, ich nehme ihre Verletzungen nicht mehr an, ich schicke sie ins Licht. Ich lasse sie selber für das verantwortlich sein für das was sie getan oder unterlassen haben. Ich lasse mich nicht mehr beeindrucken davon, dass sie mit ihrem Verhalten sogar noch beruflich Karriere machen konnten. Was Wahr ist steht für sich selbst, ist unumstößlich, die Wahrheit wird sie einholen, dann werden sie einen schwierigen Weg zu gehen haben.

Lange habe ich gebraucht um auf eine legitimierte Genugtuung verzichten zu lernen. Lange hoffte ich darauf dass meine Herkunftsfamilie einsieht was geschehen war und beginnt Verantwortung für ihre Handlungen und Unterlassungen zu übernehmen, damit etwas neues Entstehen könnte. Es wäre so für mich wohl einfacher gewesen mit dieser unserer gemeinsamen Familiengeschichte und deren Verletzungen fertig zu werden. Letztendlich habe ich lernen müssen von meiner Herkunftsfamilie Abschied zu nehmen, sowie auch von meinen Wünschen und Sehnsüchten nach einer durch Gespräche neu entstandenen Herkunftsfamilie, wo Verantwortlichkeit, Wahrheit, Vertrauen, Nächstenliebe und Toleranz täglich hätten gelebt werden können.

So denke ich dass es eine der schwierigsten Aufgaben und zugleich die größte Herausforderung für uns ehemalige Alkohol oder Drogenabhängigen ist, trotz all den Ereignissen in der Liebe zu bleiben, und nicht an Gott zu zweifeln.

Wir haben eine Aufgabe, die Aufgabe darüber zu sprechen, solange wir können. Unsere Aufgabe ist es die Missstände die aus Menschen Abhängige machen aufzuzeigen und Alternativen zu suchen. Wir haben die Aufgabe aufzuzeigen wo und wie in unserer Gesellschaft Opfer und Täter erzeugt werden.
Es hat aber keinen Sinn gegen das Schlechte anzukämpfen, denn das einzige was etwas dauerhaft verändern wird ist das zu tun was unumstößlich gut ist. Und es ist möglich dies zu tun, ohne dabei die eigenen Bedürfnisse nach Schutz und Sicherheit zu vernachlässigen.

Gerade in der Adventszeit wird bei vielen ehemaligen Suchtpatienten  und Patientinnen so einiges an schmerzhaften Erinnerungen auftauchen, das ist nicht leicht, vielleicht auch eine Gelegenheit einiges zu verarbeiten, neue Energien zu finden. Dieser Schmerz kann Dir auch sagen wer Du bist, auf was Du Stolz sein darfst, an welche Werte Du glauben darfst. Er wird Dir zeigen dass Du Dich lieben darfst. Er wird Dir zeigen wie wichtig Du für diese Welt bist.

Einsendungen vom 12.12.2005 und 21.12.2005, Name der Red. bekannt.

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Ein Leserbrief.

Wo sind die Christen geblieben ?


Wo sind sie geblieben die Christen? Nein, ich rede nicht von den Christen die zwecks selbstberuhigung keinen Gottesdienst verpassen, bis in die Lenden brav sind und auch tüchtig Geld spenden. Ich rede von den Christen die wirklich Jesus folgen, die nicht die andere Backe auch noch hinhalten aus Feigheit und weil sie innerlich schon lange tot sind, sondern diejenigen die die andere Backe auch noch hinhalten um den Schläger blosszustellen, der Öffentlichkeit seine wahre Fratze zu zeigen. Wo sind sie geblieben, die die wirklich Jesus folgen wie diejenigen die sind wie Hans Küng oder Eugen Jürgen Drewermann? Die die sich trauen sich im Namen von Jesus sich der schärfsten Waffe die es gibt zu bedienen, der Waffe des Wortes und der Wahrheit?  Wo sind die Christen geblieben die nicht von morgens bis abends Angst haben sich mit einer Schuld zu beladen und anfangen endlich zu leben? Wurde das Christentum ein Sammelhort der Depressiven, der Verletzten die zu allem Unglück auch noch aufgegeben haben? Wo sind die Christen geblieben die nicht einfach tuscheln und beten wenn der Nachbar sein Kind halb totschlägt, sondern sofort handeln? Wo sind die Christen geblieben die sich trauen die Superreichen und Supermächtigen zu boykottieren, in ihren Geschäften nicht mehr einzukaufen?
Wo sind die Christen geblieben die darauf verzichten mit Ritualen ständig ihr Gehirn zu konditionieren und sich aktiv, unter Einbezug aller ethischen Möglichkeiten für Gerechtigkeit hier und jetzt einsetzen? Wo sind die Christen geblieben die nicht leichtfertig vergeben?

Das einzige was die grossen Landeskirchen noch ein wenig lebendig erhält, sind die wenigen wahren Christen, zumeist in der Basis zu finden, die sich wirklich bemühen und auch Risiken für ihren Glauben eingehen. Ohne diese Menschen wären die Landeskirchen völlig tot.

Von einem Ex-Drogenpatienten, dessen Leben anders ausgesehen hätte, wenn es in seinem bisherigen Leben nur einen einzigen wahren Christen gegeben hätte.

Name der Red. Bekannt.

Antwort der Redaktion:

Es gibt keine Christen. Aber es gibt viele Menschen die sich in einem Prozess des Christ-werdens befinden.
Das ist ein lebenslanger Prozess. Nicht jeder der sich Christ nennt ist auf diesem Weg des Christ-werdens.
Und viele die noch nie etwas von Christus gehört haben sind ohne sich dessen bewusst zu sein auf diesem Weg.

B. Gubler Streetworker www.streetwork.ch Basel

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Aus dem Tagebuch eines ehemaligen Drogenpatienten

Im täglichen Kampf mit der Verzweiflung

In Bezug auf meine Angstzustände beobachte ich mich jeden Tag mit erheblichem Zweifel, ob kurz oder langfristig Besserung meines psychischen Befindens eintreten könnte, mit großer Sorge. Panische Angstzustände (Zukunftsängste) sind meine täglichen Begleiter. Starke Depressionen meistens am Morgen, sowie Schwierigkeiten die Gedanken ohne Ängste einzuordnen. Andererseits auch Vergesslichkeit, Gedächtnislücken. Eine optimale Tagesstruktur ist nicht möglich. Dieser je länger andauernde Zustand zwingt mich zwanghaft im Bett zu bleiben. Wobei ich selber vom schlafen nicht profitieren konnte. (Schlechter Schlaf) Ich stellte fest dass mein tägliches im Bett bleiben wie eine zwanghafte Flucht ist. Es gibt keine Regelmäßigkeit, manchmal im Bett bleiben bis 20 Stunden am Tag. Es ist wie eine zentnerschwere Belastung aus dem Bett zu steigen. Als hätte ich Blei in den Knochen. Die ersten Gedanken beim aufstehen sind Angst: Wie beginne ich meinen Tag? Dazu kommt dieses häufige zittern in den Beinen und Händen. Energielosigkeit allgemein. Mutlosigkeit, Einsamkeit,  Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit. Mir macht dies alles das tägliche Leben zur Hölle, auch wenn nicht jeder Tag der gleiche ist. Wo sind die Perspektiven für ein besseres Leben? Mit Mangel an Gesundheit, einer erheblichen Bildungslücke, eine Chance für eine Zukunft? Fragwürdig. Mein physisches Befinden, durch meine täglichen Glieder und Gelenkschmerzen (Arthrose, Bandscheiben) beeinträchtigen zusätzlich den Schlaf und machen mich traurig meinen gelernten Beruf als Maurer nicht mehr ausüben zu können. (Ich arbeitete von 1984 bis 1995 als Akkordmaurer)
Ich kann aber auch bestätigen dass ich durch die besondere härte meines Berufes und dem seit Jahren zunehmenden Druck am Arbeitsplatz ausgebrannt bin. Ich bin seit meinem gesundheitlich bedingten  Ausstieg aus meinem Berufsleben ratlos was ich jetzt noch sinnvolles tun könnte. Ich kann aufgrund dieser Tatsachen meines allgemeinen Zustandes meine Suizidgedanken nur bestätigen. Sind es in jedem Fall doch die Lebensumstände die in meinem Fall zu einem lebenslangen Kampf mit meiner Depression geführt haben. Bei Depression geht es nicht um Selbstmitleid, hat nichts damit zu tun. Depressionen haben Ursachen. Ich kann daher nur auf meine Kindheit und Jugend hinweisen, in meiner traumatischen Kindheit Erklärungen und zusammenhänge suchen. Der Vater auf und davon, beim Großvater war ich verblieben, welcher bald an Krebs verstarb. Meine Mutter war überfordert. Auf dem Heimweg abgepasst und versorgt. Erziehungsanstalt von 1962 bis 1974. Es war ein schlechtes Umfeld. Die Prügelstrafen, an der Tagesordnung, sexuelle Übergriffe, die harte Kinderarbeit gehen mir nicht aus dem Gedächtnis. Sind noch da als wäre es gestern gewesen. Erlebnisse die damals meine schulischen Leistungen und noch heute meine Menschenwürde beeinträchtigen. Wir Kinder lebten in einer ständigen Angst. Es stellte sich für mich und andere Heiminsassen als eine schlechte Grundlage für eine gute Zukunft heraus. Die meisten meiner damaligen Kameraden sind bereits früh verstorben, einige haben ihre Erinnerungen und ihr Leben nicht mehr ertragen können und haben Suizid begangen. Ich bin einer der letzten Überlebenden. 1974 wurde ich aus diesem Kindergefängnis entlassen, mit der Aussicht auf eine Berufslehre als Maurer.

Meine Zeit als Lehrling von 1974-77 war die Zeit der Krisenjahre im Baugewerbe und für einen damals jungen Menschen wie mich, mit meiner, Vergangenheit war es enorm schwierig.
Ich kam aus diesem Kindergefängnis und hatte weder Bezugs noch Vertrauenspersonen die bei meinen Problemen, auf diesem meinem Lebensweg und für meine Persönlichkeitsentwicklung unentbehrlich gewesen wären. Und genau diese Vorbilder und/oder Orientierungspersonen waren einfach nicht da. Denn ein Leben ohne Familie ist sehr schwer zu bewältigen: ist man in jedem Fall doch benachteiligt ohne schützende Geborgenheit, Zuwendung und Rückhalt. In Bezug auf die Lehrlingszeit von 1974 – 77 war die Stimmung und die Arbeitsmoral sehr angespannt. (Politisch ging es damals um die Schwarzenbach-Initiative) Für mich als jungen Schweizer war es daher also auf dem Bau nicht gerade angenehm. Den viele ausländische Mitarbeiter waren doch ablehnend bis aggressiv. Ich erlebte diese Krisenzeit auf dem Baugewerbe als sehr hart und rassistisch. Menschenverachtend, rassistisch auch von der Seite der Gastarbeiter. Ich musste feststellen das mir in diesem Umfeld in Krisenzeiten nicht mehr viel beigebracht wurde was mir in der Zukunft hätte dienlich sein können. Der Konkurrenzdruck ist enorm und man wird einfach zu einer billigen Arbeitskraft. Das Problem der schlechten Arbeitsmoral ist hausgemacht und der Mut auf eine Verbesserung der Situation schwindet allmählich. Bei diesen Aussichten stellen sich Verzweiflung und Zukunftsängste ein. Werbeslogans mit denen uns der Maurerberuf schmackhaft gemacht wurden, „Lerne Maurer, werde Fachmann“ oder Handwerk hat goldenen Boden“ klangen nur noch wie ein Hohn in meinen Ohren. Ich fragte mich wo ist den diese so genannte gute Zukunft die mir von meinen Heim-Erziehern (Welche eigentlich mehr Gefängniswärter waren) und dieser Marktwirtschaft mittels Werbung versprochen wurde. Ich war ständig auf der Suche nach Antworten auf die Fragen und Probleme die das Leben an uns stellt, aber ich erhielt kaum kluge und fundierte Antworten.
Es gab einmal eine Zeit da hat man mich geradezu bedrängt mit der Aussage, Du brauchst unbedingt eine Lehre, denn dies hätte Zukunft. Aber Mutlosigkeit und Angst vor dem Leben sind seit meinem Heimaufenthalt bis heute meine ständigen Begleiter. Denn die damaligen unzulänglichen Anstaltsleitungen sowie die Behörden und Erziehungspolitik sind nach meiner Beobachtung mitverantwortlich für hunderte von tragischen Lebenswegen welche von ehemaligen Heimkindern erlebt werden musste. Viele meiner damaligen Mitinsassen haben den Freitod gewählt. Schuldgefühle und die Tatsache dass ich heute Frührentner bin machen mich zum ständigen Zweifler ob ich den doch noch eine Verbesserung der Situation herbeiführen könnte. Wo könnte ich beginnen etwas zu verändern und wo bekomme ich dafür die nötige Hilfe. Was könnte ich in meinem Alter noch sinnvolles tun? Oder ist mir vielleicht gar nicht mehr zu helfen. Mann sollte schon wissen was man will und tun sollte ansonsten fühlt man sich wirklich verloren. Dies ist aber unter solchen Depressionen sehr schwierig. Genau da liegt gegenwärtig mein Problem. Ich glaube nicht dass ich in der Lage bin dieses Problem alleine zu lösen. Auch die Tatsache dass sich unsere egoistische Gesellschaft in ihrer Verantwortung gegenüber schwächeren Menschen schrittweise immer mehr verabschiedet. Der allgemeine Sozialabbau ist ja offensichtlich. Als IV-Rentner fühlt man sich ja bald wie ein Krimineller, insbesondere wenn man die Schlagworte gewisser rechtsgerichteten Parteien in diesem Land beobachtet. Tausende von IV-Rentnern wurden durch dubiose Machenschaften von zwielichtigen Firmen in die IV wegrationalisiert. So kann sich manche Firma den Sozialplan für Entlassene ersparen. Beobachtet man diese Szene, so findet man unter den in die IV wegrationalisierten unter anderem auch z.B. Mobbingopfer oder einfach solche die ein wenig anders sind als der Durchschnitt. Ist es doch wahr dass man heute mit einer einfachen IV-Rente kaum mehr leben kann, während die Medien ihre Hetzkampagnen noch verschärfen und auf ihren Titelseiten publizieren. Es ist nahezu pervers aus den Schicksalen von bereits Gepeinigten noch Profit zu schlagen. Es ist wie einer mal vor über 2000 Jahren diese Welt trefflich beschrieben hatte: Wer hat dem wird gegeben, wer nicht hat dem wird genommen.


R.F. aus Basel. 20.9.2005

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Eine meditative Zwiesprache mit mir selbst:

Es kam der Tag der Ernte. Ich hatte mich aus dem Sumpf der Sucht herausgearbeitet. Hatte neue Beziehungen aufgebaut. Mich einer mehrjährigen Therapie gestellt, meine Gedanken und Gefühle erforscht, meine Vergangenheit, meine Herkunft angesehen.
Ich hatte meine Illusionen los und die Wahrheiten zugelassen. Und so gingen mir eines Tages die Augen auf.
Ich hatte Distanz zu den Menschen geschaffen die destruktiv auf mein Leben einwirkten. Ich begann intensiv theologische, psychologische, philosophische, buddhistische und geisteswissenschaftliche Fachliteratur zu studieren. Im Rahmen dieser Arbeiten an mir selbst entdeckte und erarbeitete ich folgende Meditation (Eine Zwiesprache mit mir selbst) mit der ich mich identifizieren kann. Ich habe sie schriftlich festgehalten, da ich denke dass sie auch anderen helfen wird.

Am Tag als mir die Augen aufgingen:

Meine Gedanken und Gefühle waren ein aufgewühlter Ozean.
Ich stellte mir vor wie ich über diesem Ozean schwebte, doch es half mir in diesem Moment nicht.

Ich muss Geduld beweisen, und mir selber genügend Zeit geben. Und ich darf nicht die emotionale Wirkung meiner Vergangenheit leugnen.

Doch wie kann ich mir jetzt Gedanken machen über mein emotionales Wohlbefinden, da mir die Augen aufgingen? Jetzt wo mir die Zusammenhänge zwischen meinen Kindheitserfahrungen und meinem jetzigen Leben bewusst geworden sind? Wo ich doch sehe wie auch andere Kinder und Jugendliche auch heute noch Hass, Gewalt, grenzenlosen Zynismus und Missbrauch ertragen müssen? Wo ich jetzt doch sehe wie meine ehemaligen Peiniger und Peinigerinnen heute noch ihre Hände in Unschuld waschen, alles verharmlosen und so tun als wäre nichts gewesen? Wo ich zusehen kann wie Freunde und Freundinnen von mir an den Folgen solcher Erlebnisse und Erfahrungen die sie nie verarbeiten konnten sterben?
Hätte ich damals für mich und auch heute für meine Freunde und Freundinnen nicht mehr kämpfen können?

Es war meine absolute Weigerung aufzugeben, welche mir gestattete meine Erfahrungen und die dahinter stehenden dunklen Kräfte zu überwinden. Mehr kann ich mir jetzt nicht abverlangen. Ich bin nicht verantwortlich für die Handlungsweisen anderer Personen.

Warum kommt mir jetzt alles so anders vor? Meine Empfindungen, mein Leben, meine Gedanken? Auch meine Beziehungen zu den mir jetzt nahe stehenden Menschen? Kann ich jemals ein normales Leben führen so wie andere? So als sei nichts geschehen?

Nein, das kann ich nicht. Meine Erfahrungen und Erlebnisse haben meine Gedanken, meine Gefühle und mein Leben beeinflusst. Ich bin nicht mehr dieselbe Person. Die Folge daraus ist, dass sich mein Lebensweg ändern wird.

Doch wohin er führen wird, das liegt an mir.

Von einem Ex-Drogenpatienten, Name der Redaktion bekannt. 15.09.2005

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In die Schuldfalle getappt?

Oder meine Erfahrungen mit Glaube, Schuld, Christentum und anderen Religionen.

(Es ist ein geschlossener Artikel und sollte vollständig gelesen werden, um Missverständnisse zu vermeiden)

Schuld

Ein schweres Thema. Ein fast abgedroschenes Thema. Ein Thema wo einem bekehrungswütige Christen und Unbehagen in den Sinn kommen können. Ein Thema wo es um grundlegende emotionale Bedürfnisse geht, die jedem Menschen eigen sind. Ein belastetes Thema, wo Anklage von Drittpersonen drohen, die nur darauf warten jemanden verzeigen oder einschüchtern zu können. Ein Thema wo der moralische Zeigefinger droht, wo die Zweifel Raum bekommen was nun dort oder damals richtig oder falsch war. Wir kennen auch die Irrtümer, den Gedächtnisstreich, der uns schuldig fühlen lässt für Dinge wo wir tatsächlich nicht schuldig sind, und uns Unschuld vorgaukelt wo wir eigentlich schuldig sind.
Wir kennen die verschiedenen religiösen Gruppen, die getragen durch ihr starkes Gemeinschaftsgefühl selbstbewusst an uns herantreten können, um uns mit der Schuldfrage in eine innere Leere zu stürzen. Wir kennen unser eigenes Misstrauen, welche seine Berechtigung aus unseren Erfahrungen zieht, dieses Misstrauen warnt uns davor, mit einem anderen Menschen über unsere Fehler, über unsere Schuld, zu sprechen. Unsere Fehler (Schuld), die wir begangen haben und noch begehen werden, die für uns und andere Konsequenzen hatten und haben werden, werden oder wurden zu oft gegen uns verwendet.
Niemand sagte uns damals in der Kindheit, wie wir dies oder das richtig machen können, oder wir bekamen widersprüchliche Anweisungen. Danach wurden wir verurteilt, verfolgt oder gar geschlagen für unsere Fehler. Wir mussten als kleine Kinder sogar feststellen das unsere eigenen Eltern, Lehrer, ja sogar der Priester unserer Gemeinde nicht gegen die Lüge gefeit sind, das auch sie nicht die perfekte Wahrnehmung haben die der Realität entspricht. Wie können wir da noch jemandem Vertrauen und über unsere Fehler sprechen, um uns weiterentwickeln zu können?
Wir fühlen uns zeitweise von der Menschengemeinschaft und von Gott getrennt, wir sind einsam, wir sind schwach, können den Stress und den destruktiven Konkurrenzkampf in dieser Gesellschaft kaum ertragen.
Wer in seiner Kindheit nicht mit anderen Menschen in Beziehung treten konnte, um seine Gefühle zu teilen, um seine Fehler von anderen mittragen zu lassen, um Angenommensein samt seinen Fehlern erleben zu können, hat es später schwer, sich mitzuteilen, auszutauschen und sich hinzugeben. Drogenabhängigkeit, alkoholabhängigkeit, kriminalität und psychische Erkrankung können das Resultat sein.
Wie lernen unseren Schmerz zuzulassen, spätestens beim Tod eines Freundes, wir lernen in einer Therapie unsere Wut und unseren Hass konstruktiv zuzulassen, wir lernen Angst auszuagieren, wir können unsere Seele zumindest teilweise Lüften.
Aber mit der Schuld tun wir uns schwer, hier droht die seelische Pleite, der absolute Ausverkauf, die Nacktheit. Denn unabhängig davon ob wir tatsächlich schuldig sind an diesem oder jenen Ereignis, wenn wir bedroht werden und jemand oder eine Gruppe mit Macht mit dem Finger auf uns zeigt, fühlen wir uns schuldig.

Die Frage der Spiritualität

Die weitere Frage stellt sich: welchen Maßstab nehme ich, um meine Handlungen zu messen, zu beurteilen?
Welcher Ethos erlöst mich von der Last aller dieser Fragen? Der Christliche? Der Humanistische? Der Budistische? oder ein anderer?
Kann ich mich z.B. mit einer christlichen Gemeinschaft einlassen, die das Erlösungswerk von Jesus Christus nur für die gelten lässt, die ihre Schuld einsehen und ihr Leben Jesus in einem Ritual übergeben, alle anderen kommen in die Hölle, bleiben in der Hölle oder sterben für Ewig? 
Ist ein solcher Eintrittspreis nicht eine Leugnung dessen was Jesus gesagt hat, nämlich das Alle durch ihn erlöst sind, auch die die sich nicht durch eine bestimmte Gruppe bekehren lassen?
Wo fängt der Missbrauch der Sehnsucht an, der Sehnsucht nach Gemeinschaft? Die Kirchensteuer ist ein solcher Missbrauch, Jesus verlangte auch kein Geld für seinen von ihm in die Welt gebrachten Ethos.

Ohne Schuld keine Verantwortung?  (Meine Erlebnisse mit christlicher Schuldwahrnehmung)

Trotz all diesen Fragen und Zweifeln, die Schuldfrage bleibt wichtig und ist wichtig. Ohne Schuld keine Verantwortung. Oder könnte man auch sagen, wer sich ab der eigenen Fehler nicht mehr ärgern kann, hat noch die Chance sich schuldig zu fühlen. ? Ohne das rigorose einsehen der eigenen Fehler und dem zulassen der damit verbundenen Gefühle werden diese Fehler unter Umständen wiederholt, somit werden diese Fehler erneut zum eigenen Leid und zum Leid der anderen. Die Einsicht in Schuld ist wichtig, die freiwillige Einsicht ist es, die funktioniert. Es kann ein Schock sein, die eigenen Fehler vor sich selbst und eventuell vor anderen zuzugeben, eben das Leid das wir anderen und uns selber angetan haben. Wenn wir lange unsere Fehler verdrängt haben, können wir erzittern angesichts unserer Unperfektion und der damit verbundenen Angst und Schuldgefühle. In der Gegenwart Gottes können glaubende Menschen oft besser lernen Schuldgefühle zuzulassen um die eigenen Fehler anzusehen. Der emotionale Stau kann sich entladen im Glauben an die Gegenwart Gottes, was als Erlösung bezeichnet und auch so empfunden wird. Der Blick auf das innere wird freier. Es soll ein lebenslanger Prozess in Gang kommen, wo alle Handlungen und Werte nach dem zweifellos hochstehenden Maßstab wie Jesus ihn vertreten hat neu formiert und beurteilt werden können. In christlichen Gemeinschaften kommt somit noch das Gemeinschaftsgefühl dazu, die Verschmelzung mit der Gruppe, mit den anderen Christen, die dem Ethos des neuen Führers, den Geboten und Weisheiten von Jesus folgen und ihre Handlungsweise nach seinem Leben und wirken ausrichten. Eine Gruppe, ein Ziel, ein hochstehender Ethos, ein Führer, was für eine Gemeinschaft, was für eine Geborgenheit, alle sind gleich. Ist da Individualität noch möglich? Zweifellos ist das Sicherheitsgefühl in einer solchen Gemeinschaft sehr hoch. In einer Gemeinschaft wo die Mitglieder offen und ehrlich über ihre Fehler (Sünden) reden, und offen und ehrlich zu ihren damit verbundenen Angst, Schuld und Schamgefühlen stehen und diese auch ausdrücken können, in einer solchen Gemeinschaft kann man sich sicherer fühlen als anderswo.
Dazu kommt, das in uns allen ein Funke des göttlichen brennt, wir alle wollen nach dem perfekten streben, nach dem ein und alles, nach dem größten was es gibt, eben nach Gott. Wir alle wollen Gemeinschaft haben mit Gott. Wir möchten nicht getrennt sein oder uns getrennt fühlen von Gott, von seiner Gerechtigkeit, von seinen Fähigkeiten. Zweifel, Schuld und Angst belasten unsere Beziehung zu Gott, verstopfen unsere Seele, sie machen Dunkelheit in uns drin, es ist nicht mehr oder nur schwer möglich, eigene Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Mit dem zulassen dieser Gefühle und dem aussprechen der mit diesen Gefühlen assoziierten Inhalte können wir diesen Stau lösen und uns wieder mit Gott und der Welt verbunden fühlen. Gott annehmen und den Ethos von Jesus annehmen heißt also auch zulassen, von tiefster Seele aus. Dies ist zweifellos eine wunderbare Gelegenheit, sich in die Situation zu bringen, wo eigene Entwicklung stattfinden kann.
Ich denke, das es einen Weltethos braucht, (Siehe z.B. Hans Küng) nicht zwei oder mehr, sondern einen Weltethos an dem alle mitarbeiten können und an dem sich alle orientieren können, damit die ganze Welt eins sein kann und Gemeinsam sich entwickeln kann. Der von Jesus in die Welt gebrachte Ethos ist meiner Erfahrung nach einer der hochstehendsten und am besten in der Praxis funktionierende Ethos, der sogar noch über das bloße funktionieren weit hinausgehen kann. Leider sind wir mit unserer Grüppchensuppe, wo jeder sein eigenes Süppchen kocht, noch weit davon entfernt.


Gefahren!

Es gibt immer irgend jemanden oder irgend eine Gruppe die andere über den Schuldmechanismus in sich einbinden wollen. Es fängt ja in der Kindheit bereits in der Erziehung an. Mutter hat Kopfweh, die Kinder müssen ruhig sein, den sie sind schuld daran. Bekehrte wollen bekehren. Wo das Geschäft mit der Angst blüht, blüht auch das Geschäft mit der Schuld. Es gibt nebst der Angst wohl kein Gefühl das derart als Manipulationsmittel verwendet wird wie das erleben von Schuldgefühlen.  Ich habe Christen erlebt, die anderen Menschen, die Opfer schlimmster Vergehen waren, mit der Aussage traktierten es sei halt ihre eigene Schuld, sie müsse sich halt bekehren lassen und Gott um Verzeihung bitten, dann würde ihr sowas nicht mehr passieren. Es ist immer einfach, das Opfer als alleinigen Hauptschuldigen zu bezichtigen. Mann muss dann nämlich dem Opfer nicht helfen und gibt alle Verantwortung an das Opfer ab. Viele Opfer nehmen diese Anschuldigung noch an, obwohl es  nicht der Realität entspricht, so gibt es doch zumindest ein Gefühl von Macht.  Das ist entsetzlich, aber das gibt es.
Von der Bibel gibt es die verschiedensten Ausgaben, und jede ist etwas anders formuliert, und jede Formulierung wird wieder anders ausgelegt. Dieselben Unterschiede finden wir bei der jüdischen Tora und im Koran. (z.B. Bobzin ist eine gute deutsche Koran Übersetzung) Ebenfalls finden wir in der Scientology-Kirche den Schuld-Sühne Mechanismus (Lesenswert zu diesem Thema von Tolstoi: Schuld und Sühne) der in dieser Kirche über den Ethics-Officer abgearbeitet wird. Die einen behaupten dass die Bibel in Wort und Text eins zu eins ausgelegt werden müsse, die anderen sagen es sei eine Sprache der Poesie. Die Wort für Wort Interpretatoren dürfen also z.B. nie eine geschiedene Frau Heiraten, den das ist laut Bibel verboten, was Frauenfeindlich ist. Wieviel Wahrheitsgehalt der diversen Bibeln Opfer der damaligen römischen Machthaber geworden ist, deren Ziel es war das Christentum für sich politisch zu verwerten (Z.B. unter Kaiser Augustinus), ist heute noch nicht klar. 
Den spirituellen Weg muss jeder selber gehen, und er muss und wird dafür verantwortlich sein. Viele Christen erschrecken darob, wie aus Jesus eine Kultfigur oder ein Gott gemacht wird, den die einen sagen Gott ist Gott und nicht Jesus, und die anderen sagen das Gegenteil, Jesus ist für sie also das maß aller Dinge. Es gibt keinen gemeinsamen Kontext, und meistens wenn in einer Gemeinschaft solche Fragen aufgeworfen werden, wird die fragende Person befremdend angesehen. Die christliche Gemeinschaft, eine wunderschöne Sache, mit viel Glauben und Enthusiasmus, aber letztendlich auch nur eine Gemeinschaft mit ihren Regeln, Sicherheiten, Unsicherheiten, und halt auch polarisierend, es gibt die die dazugehören und die die draußen sind. Ich habe keine Gemeinschaft in keiner religiösen Gruppe angetroffen, die so allumfassend ist wie z.B. Jesus es predigte.

Verantwortungloser Umgang mit unserem Glaubensgut!

Es gibt auch einen verantwortungslosen Umgang mit dem Glauben, dieser ist bei allen Relligionen zu finden. Wenn z.B. glauben als das Wissen und als die absolute Wahrheit definiert wird. Wenn Personen "behaupten" statt klar zu sagen ich "glaube". Wenn wir die Wahrheit wüssten, so müssten wir nicht glauben. Glauben schliesst wissen aus, und wissen schliesst glauben aus. Unsichere Menschen werden noch mehr verunsichert, wenn da jemand kommt und ihnen erzählt, der oder dieser sei der richtige und hätte die alleinige Wahrheit gesprochen, alle anderen seien des Bösen und kommen in die Hölle und haben kein ewiges Leben, u.s.w.
Mit Menschen die sich so äussern, die die ganze Welt in 2 Lager teilen, in Bekehrte und Gläubige ihrer Relligion, und alle anderen sind Ungläubige, kann man meistens nicht vernünftig über dieses Thema reden. Sie sind absolut Stur und verbohrt. Es blendet bei ihnen einfach etwas aus, wenn die Argumente, die für sich selbst sprechen und greifen können, vorgetragen werden. Solch "verbohrte" Menschen rekrutieren ihre Schäfchen meist dort wo die Menschen unsicher sind, in der Alkohol, Drogen und Arbeitslosenszene.

Von einem ehemaligen Konsumenten harter Drogen, der seit 18 Jahren Clean ist. Name der Redaktion bekannt.

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Warum manche Drogenabhängige den Drogentod einem Ausstieg vorziehen.


Seit 1991 konsumiere ich keine Drogen mehr. Mit keine Drogen meine ich auch keinen Alkohol. Ich muss zugeben dass ich Verständnis habe für diejenigen Drogenkonsumenten die lieber so weiter machen wie bisher und irgendwann einmal an den Folgen des Drogenkonsums sterben werden. Warum ich Verständnis für diese Menschen habe, um dies zu erklären muss ich einen Teil meiner Geschichte erzählen.

Ich bin in einer Arbeiterfamilie aufgewachsen. Meine Familie kannte weitgehend nichts anderes als den Überlebenskampf, und den vermochte sie nicht gerade besonders gut zu bewältigen. Meine autoritätsgläubigen Eltern waren ständig überfordert. Beide waren katholisch und wurden von ihrer Kirche mehr überfordert als gefördert. Mein Vater wurde an mehr als einer Arbeitsstelle wie der letzte Dreck behandelt, zuweilen schickte er sich dahin einfach trotz aller Umstände darüber froh zu sein dass er überhaupt eine Arbeit hat. Dies trotz einer abgeschlossenen Beruflehre und einem Handelsdiplom. Im Glauben daran was diese Gesellschaft und die Kirche ihn lehrte schlug er seine Kinder. Wenn eines seiner Kinder die Kontrolle verlor, verlor er seine ebenfalls und übte Gewalt an seinen Kindern mit seinem Ledergürtel oder dem Teppichklopfer. Da ich am wenigsten seinen Wünschen entsprach und auch am wenigsten in der Gunst der Mutter stand, habe ich davon am meisten abbekommen. In unserer Familie gab es zwei Zustände. Friede, Freude, Eierkuchen und den blanken Terror, Gewalt und Zynismus. Meine beiden Geschwister haben einige dieser Eigenschaften übernommen, darum gestaltet sich auch heute noch der eher seltene Kontakt sehr schwierig.  Mein von der Gewalt faszinierter Bruder, er bewundert heute noch die Nationalsozialisten, ist schwer Drogenabhängig, krank und es fehlt im jeder Bezug zur Wirklichkeit. Meine zum Zynismus neigende Schwester hat die in der Erziehung erfahrene Kälte und Ablehnung der Mutter übernommen, so wie diese diese Eigenschaft von ihrer Mutter übernahm, und lebt diese heute dort wo sie sich überfordert fühlt.
Wer ein ähnliches Schicksal erlebt hat, weiß das solche schwarze Schafe, wie wir genannt werden, dann auch in der Schule die "Andersartigen" sind, den die anderen Kinder spüren dass da kein Boden vorhanden ist. Oft war ich von der seelischen Seite her so gelähmt, das ich in der Schule einstecken musste ohne eine Möglichkeit zu sehen dies zu verhindern. So verbrachte ich gewisse Zeiten meiner Schulzeit in einem Nebel. Eigentlich war es wie "Krieg". Krieg Zuhause und in der Schule. Nicht immer, es gab zwischendurch auch gutes, sonst hätten wir ja alle ganz durchgedreht, aber oft. Im wesentlichen war der Name des Kriegsspiels "Ausgrenzen". Da es mir an der nötigen Gewaltbereitschaft, am nötigen Zynismus und an der nötigen körperlichen Kraft fehlte, ich dazu noch sehr sensibel und Verletzbar war, kam ich in diesem Umfeld immer wieder unter die Räder. Weder die katholische Kirche welcher wir angehörten noch die Schullehrer noch diese Gesellschaft haben wirklich etwas dauerhaft wirksames dagegen unternommen.

Ein kleines Geschenk hat mir aber Gottes Natur gegeben. Einen wachen Geist und den Mut wenigstens in Gedanken die mich umgebende Welt sowie mich selbst zu hinterfragen. Hätte ich diesen wachen Geist nicht während meiner Drogenkarriere wieder entdeckt, würde ich heute nicht diese Zeilen schreiben.

Es folgten die üblichen Ereignisse wie sie andere Aussteiger auch kennen. Ich wurde zu einer Lehre gezwungen die mir keine Erfüllung brachte, was in einem Abbruch der Lehre endete. Abhauen von Zuhause, wer will schon ständig geschlagen werden. Die erste Liebesbeziehung, nur fort von Zuhause, die ersten Jobs, am Anfang ging einigermaßen alles gut bis auch dort einem die ersten Gewalttäter, Zyniker und Egoisten begegneten. Eine egoistische Partnerin, etwas Mobing am Arbeitsplatz, (Mein Vorarbeiter pflegte mich "Arschloch" zu nennen) Ein Arbeitskollege (Ein ehemaliger gescheiterter Drogendealer aus Berlin) nutzte die Beziehungskrise um die Freundin auszuspannen, uns schon ist's geschehen. Hoffnungsverlust und Depression war die Folge. Gesellschaftlich war ich tot. Es folgte Arbeitslosigkeit und schlechte Freunde, ebenfalls solche die vom gesellschaftliche Karren gefallen waren, gesellten sich dazu und sorgten für das weitere. Die Familie bot weder Rückhalt noch Sicherheit, nein, mein Vater ging mit denjenigen von denen ich einstecken musste noch ein Bier trinken und der damalige gewalttätige Freund meines Bruders nahm den Platz an meiner Stelle in meiner Familie ein. Ich habe ihm später dafür dann eher per Zufall das Nasenbein gebrochen, doch das war nichts im Vergleich dessen was ich über Jahre von diesem Bruderfreund an Gewalt wegstecken musste. Er konnte damals einfach in mein Zimmer kommen und mich mit Schlägen demütigen, mein Bruder stand daneben und lachte dabei. Alle sahen weg oder verharmlosten diese Ereignisse. Meine Familienmitglieder waren fasziniert von der Gewalt, sie glaubten dass die Fähigkeit Gewalt zu üben ihnen eine Sicherheit geben würde. Gewaltübende Familienmitglieder waren hoch im Kurs, manchmal besonders auch bei meiner Mutter. Reagierte ich selber in meiner Not einmal mit Gewalt, war mein Vater stolz auf mich, doch ich mochte diesen Stolz und die Bewunderung meines Vaters nicht annehmen. So wollte ich nicht werden.

Enttäuscht von dieser Welt fand ich auch in der Scientology-Kirche, welcher ich temporär beigetreten war, keinen Halt. Später folgte dann die Drogenszene. Die erste Bekanntschaft mit den Drogen machte ich u.a. durch die Freunde meines Bruders.

Die Drogenszene war ein Spiegel meiner bisherigen Erfahrungen. Dort traf ich dieselben Charakteren wie zuvor. Der Unterschied war lediglich dass es die Möglichkeit gab die Angst bis zu einem gewissen Grad zu betäuben. Nach einigen Jahren Drogenszene, als ich völlig ausgelaugt war aber doch eine Distanz zu meiner Kindheit gewinnen konnte, entschloss ich mich für ein Methadonprogramm.  Ich hatte zuvor die üblichen kalten Institutionen durchlaufen, Entzug in der Psychiatrie, Dicodit-Programm im Kantonspital, u.s.w.
Letztendlich entzog ich mir die Drogen selbst. Doch dies nützte nicht sehr viel, denn gesellschaftlich war ich immer noch tot. Keine richtige Arbeit, keine anständige Wohnung, keine Familie und nun auch keine Freunde mehr, eben keine Drogenfreunde mehr. Also entschloss ich mich für ein Methadonprogramm. Die Medhadönler waren damals höher im Kurs als die Junkies und ich hätte dann also eine gewisse Identität die mir wenigstens zum Teil eine Akzeptanz verschaffen würde. Ich hatte jedoch falsch gerechnet. Ich kam in eine Rehabilitationsmaschinerie die dafür sorgte dass es mit mir noch schneller Abwärts ging als vorher. Mein Methadonarzt war derselbe destruktive Charaktertyp wie schon andere zuvor. Meine Aufgabe war es ihn zufrieden zu stellen und ihm gehorsam zu sein, sonst gab es kein Methadon und auch keine Komplimente und Achtung von ihm. Da hatte es ein Kollege von mir auch nicht leichter, der musste seinen Methadonarzt noch Oral befriedigen damit er seine Droge bekam.  Nach einigen Jahren bei diesem Arzt ging mir plötzlich ein Licht auf. Wie aus heiterem Himmel war es als würde ich Aufwachen. Ich fragte mich: Was mache ich den hier? Das ist ja dasselbe wie vorher. Um ein wenig Liebe und Achtung zu erhalten lasse ich mir von diesem Arzt, der eigentlich nichts besseres ist als ein legaler Dealer und Nötiger, einfach alles gefallen. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Alle die in meiner Kindheit eingetrichterten Zwänge und Vorstellungen kippten schlagartig. Es begann die innerliche Abrechnung. Meine Augen gingen auf und meine rosarote Brille fiel von mir ab. Plötzlich sah ich die Welt wie sie wirklich war, mit all ihrem Schmutz, ihrem Leid und der allzu großen Dummheit. Endlich konnte ich sehen wer meine Eltern, meine Familie und die an die ich glaubte wirklich waren. In der Folge dieser Erkenntnis, und gegen den Willen meines Arztes, entzog ich mir das Methadon. Innerhalb von 3 bis 4 Wochen entzog ich mir 90 Milligramm Tagesration ohne dabei wesentliche Entzugserscheinungen zu haben. Ich verließ diesen destruktiven Arzt und klagte gegen ihn. Ich distanzierte mich von all den destruktiven Zynikern und Gewaltmissbrauchern in meinem sozialen Umfeld. Ich wusste: meine Drogenzeit ist vorbei, ich bin endlich frei. Meine Drogenzeit hatte offenbar einen Zweck. Eben diese Freiheit meines Geistes wieder zu finden. Der Verlust des Glaubens an diese Gesellschaft, an die Autoritäten dieser Gesellschaft, der Verlust des Glaubens an meine Familie und vermeintlichen Freunde machte mich frei. Meine Drogenzeit hatte das demontiert was ich vorher war, was ich nicht sein wollte, was mir aufoktroyiert, aufgezwungen und ankonditioniert wurde. 
Ich entdeckte meine eigene Entscheidungsfähigkeit die ich vorher nicht kannte und begann Entscheidungen zu treffen. Die erste Entscheidung war: Ich mache da nicht mehr mit, ich werde nicht mehr euer Opfer sein. Ich fand einen Halt in meiner Spiritualität.  Ich schaffte es meine Spiritualität zu entwickeln ohne von einer Sekte, einer Religion oder anderen "Gemeinschaft" oder "Familien" gefressen zu werden. Bücher wie Z.B. von Eugen Drewermann, Hans Küng, Ron Smothermon, Hermann Hesse, Göthe, und im wesentlichen viele Weisheiten aus der genialen Bibel halfen mir dabei einen Weg zu finden. Ohne Gottesglauben hätte ich diesen Ausstieg nicht geschafft. Die Kunst und Poesie beflügelte mich. Endlich konnte ich bei Null anfangen, ich war schon immer bei Null, aber ich war vorher nicht frei genug um den Nullzustand zu fassen und um dort endlich neu beginnen zu können. Nach diesem Erlebnis der Befreiung begegnete ich endlich auch anderen Menschen und nicht mehr ständig den destruktiven Zynikern die mich vorher dominierten. Es kommt mir vor als wäre meine Drogenzeit ein notwendiges Übel gewesen um mich endlich zu befreien von dem Stempel der mir Erziehung und Gesellschaft aufgeprägt hatte. Ich bin frei und kann die Welt nun so sehen wie sie ist. Es spielt keine Rolle mehr ob ich gesellschaftlich tot bin, den ich weiß jetzt wer ich bin und das es in Ordnung ist das ich bin. Die Gesellschaft und was andere von mir denken ist nicht mehr mein Maßstab. Er ist, so sieht es zumindest aus, leider noch in gewissen Bereichen der Maßstab meiner Mutter und meiner Geschwister. Eine mehrjährige Psychotherapie half mir neu anzufangen und diese Erlebnisse aufzuarbeiten. Meine Mutter und Geschwister verweigern jede psychotherapeutische Arbeit bis heute. Ein Teil meiner Familie versucht heute noch diese Ereignisse zu bagatellisieren oder schimpft mich einfach einen Lügner. Es gibt auch heute, insbesondere was die Wahrheitsfindung und Vergangenheitsbewältigung betrifft, noch keine Unterstützung von meiner Familie. Sie wollen nicht wahrhaben was war, möchten nur die guten Anteile der Vergangenheit sehen, können wohl die Last nicht ertragen und fürchten um ihr Selbstbild. Doch genau dieses Verdrängen verhindert die Entwicklungsprozesse die ich meiner Familie so wünschen würde. Vielleicht hätte eines meiner Geschwister durch die Aufgabe dieser Verdrängung sogar die Möglichkeit, seine Suchtprobleme in den Griff zu bekommen. Wenn ich diese Welt so anschaue, so wundert es mich nicht dass einige Drogenpatienten den Weg des Drogentodes vorziehen. Ich bin für das Leben, ich plädiere für das Leben, aber ich habe Verständnis für alle die die es gar nicht mehr schaffen wollen. 


Ursachen

Anmerkung des Autors:
Es gibt Menschen, welche denken ich hätte etwas gegen Reiche, Millionäre, u.s.w. Das ist ein Missverständnis. Wir haben nie etwas gegen Menschen. Jeder Mensch ist gleich viel Wert und des Respekts würdig. Aber wir haben etwas gegen Verhaltensweisen, welche andere Menschen töten können. Der Grund, warum Reiche, Millionäre und Milliardäre Strategien anwenden um ihre Bedürfnisse zu erfüllen, welche schädlich sind, liegt an unserer Verfassung. Denn unsere Verfassung garantiert leider noch nicht jedem Bürger in Würde leben, seine Bedürfnisse zu erfüllen, und in Würde sterben zu können. Die einzige Möglichkeit diese Sicherheit haben zu können, ist möglichst Reich zu sein. Wäre unsere Verfassung, unsere Werte, dem Menschen ein gerechter Garant für Würde und Schutz, ein Beschützer, eine Garantie für ein Sinnerfülltes Leben in grösstmöglicher existentieller Sicherheit, wäre jeder Reichtum völlig überflüssig. Und es würde keiner es als nötig erachten, Millionen an zu häufen ohne zu teilen.. So sprach ein Reicher zu mir:  Zeig mir ein Land mit einer Verfassung, welche mir garantiert, auch ohne Reichtum mich frei entfalten zu können, und auch in Würde Leben und Sterben zu können, gut versorgt zu sein wenn ich krank bin, und ich würde sofort dort hinziehen, und bis auf einen Notgroschen meinen Reichtum teilen. Es ödet mich an, Reich zu sein, aber das einzige was mir ein Leben in Sicherheit und Würde garantiert auf diesem Planeten, ist dieses Scheissgeld.  Beatus Gubler.

Drogenabhängigkeit ist ein gesellschaftliches Phänomen. Die Drogenabhängigen sind nicht das Problem, sondern das Resultat und das Produkt des Lifestyles dieser Gesellschaft. Eine Gesellschaft die von Erfolgsdenken, Geld, Macht, Zynismus und Gier geprägt ist. (Ich habe nichts einzuwenden gegen eine gesicherte Existenz. Den dies ist auch möglich ohne superreich zu sein.) Wo die Super-Reichen immer superreicher und die Armen immer ärmer werden. Wo die Mächtigen immer mächtiger und die Ohnmächtigen immer ohnmächtiger werden. Und besonders schlimm daran ist, dass die Ohnmächtigen und die Armen immer noch an die Macht und den Reichtum glauben und ihnen sogar noch politisch ihre Stimme geben. Weil sie glauben dadurch vielleicht einmal selber mächtig und angesehen zu werden. 
Wir haben im laufe unserer Tätigkeiten als Gassenarbeiter mit vielen Drogenpatienten und Drogenpatientinnen gesprochen, was da alles erfahren wird kann so manchen erschrecken.  Knapp 70% der Betroffenen erlebte in irgend einer Form sexuellen Missbrauch, ein großer Teil davon bereits in der Kindheit. 80% erlebte traumatisierende körperliche Gewalt durch Erzieher und/oder in der Schule. Durchgehend alle haben mannigfachen Psychoterror erfahren bevor sie Drogenabhängig wurden. Ein Gassenarbeiter welcher temporär für uns ehrenamtlich arbeitet musste vor 20 Jahren im Gefängnis demjenigen sexuell zu diensten sein welcher der "Boss", also der stärkste Mitgefangene war.  Noch heute geschehen solche Dinge in unserer Gesellschaft.  Eine Gassenarbeiterin welche für unser Projekt aktiv ist wurde in ihrer Kindheit vom Großvater sexuell Missbraucht, ihre Mutter will es heute noch nicht wahrhaben. Ihre Schwester, welcher vermutlich dasselbe widerfahren war, will nicht darüber sprechen.  Ich könnte hier noch über 30 Fälle aufzeigen. Wären sexuelle Übergriffe und andere Gewalt nicht der Verjährung unterstellt, würde es,  auch aus höheren gesellschaftlichen Kreisen, eine nicht unerhebliche Anzahl Personen geben welche dem Staatsanwalt Rechenschaft schuldig wären.

 

Alice Miller sagt dazu:





Alice Miller, Dr. Phil. und Psychoanalyse. Buchautorin


Das Biest steckt nur in Menschen, die als Kinder auf perverse 
Art behandelt wurden und diese Tatsache verleugnen.
 Sie suchen und finden Sündenbocke für ihre unbewusste Rache 
oder zerstören sich selbst mit Drogen und anderen Substanzen,
 um die an ihnen begangenen Taten nie wahrnehmen zu müssen. 
Weil der Schmerz für das Kind unerträglich gewesen wäre. 
Doch der Erwachsene könnte ihn ertragen und könnte damit, 
dank seines Bewusstseins, das "Biest" aus der Welt schaffen.


Der vollständige Beitrag von Alice Miller kann hier gelesen werden: http://www.alice-miller.com/sujet/art30.htm 



Aus dem Buch: Abbruch der Schweigemauer

Heute weiss ich, das wir nicht frei werden, wenn wir die 
in der Kindheit erlittenen Grausamkeiten und Brutalitäten 
vergessen, bagatellisieren und verzeihen. Ich will meine 
blockierten Erinnerungen befreien. Ich möchte erinnern, 
was ich verdrängt habe, und ich will wissen warum ich es tat, 
weil ich meine Ursprünge finden will.

 


Herman van Veen:

Herman van Veen - Wer

Wer hat den Ernst in dein Gesicht gebracht
wer hat das Licht gelöscht in dir
wer hat die roten Wangen bleich gemacht
wer brach roh ein in dein Revier
wer nahm die Leichtigkeit
die Unbefangenheit
wer brachte dich um deine allerschönste Zeit?

Wer machte deine klaren Augen blind
wer trieb mit dir ein böses Spiel
wer tötete das unbeschwerte Kind
das immer aufstand, wenn es fiel
wer bremste deinen Drang
wer lehrte dich den Zwang
wer brach die Flügel dir, bevor der Flug gelang?

Wer ließ dich einfach in der Ecke steh'n
wer hat dein Spielzeug dir zerstört
zu wem hast du vergeblich aufgeseh'n
auf wen hast du umsonst gehört
wer hat nur unerlaubt
die Zukunft dir geraubt
wem hast du vorbehaltlos bis zum Schluß geglaubt?




Hermann Hesse:

Hermann Hesse (Aus “Kinderseele”)

Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen Widerstreit 
auf ein Grundgefühl zurückführen und mit einem einzigen Namen 
bezeichnen sollte, so wüßte ich kein anderes Wort als: Angst. 
Angst war es, Angst und Unsicherheit, was ich in all jenen Stunden 
des gestörten Kinderglücks empfand: Angst vor Strafe, 
Angst vor dem eigenen Gewissen, Angst vor Regungen 
meiner Seele, die ich als verboten und verbrecherisch empfand.

 




Was Sie tun können

Die Mehrzahl der Streetwork-Mitwirkenden sind ehemalige Drogenabhängige. Diese arbeiten alle ehrenamtlich für die www.streetwork.ch.  Wenn sie die nötige Erfahrung haben, wenn Sie leidenserfahren sind und/oder vielleicht selber ein Drogenproblem überwinden mussten, so können sie selber ein solches Projekt gründen.
Es braucht dazu eine große Portion Mut, einen guten Wirklichkeitsbezug und die Fähigkeiten wahrhaftig, verständnisvoll aber auch konsequent sein zu können. Sprechen Sie über ihre Erfahrungen, über die psychische, emotionale und körperliche Gewalt die Ihnen angetan wurde, überwinden Sie ihre Scham, fordern Sie Ihre ehemaligen Peiniger dazu auf, ebenfalls darüber zu sprechen. Den auch diese haben diese Gewalt an sich erfahren, aber leider verdrängt. Hätten diese ihre traumatischen Erlebnisse nicht verdrängt und darüber gesprochen, hätten sie Ihnen dies nicht auch antun können.
Wenn sie mit diesen Voraussetzungen z.B. über das Internet an die Öffentlichkeit treten und ihre oder anderer Geschichten erzählen, so setzen Sie etwas wertvolles in Bewegung welches eine Eigendynamik entwickeln wird. Suchen sie sich dafür die geeigneten Mitarbeiter aus und legen Sie los. Unser Internetportal www.streetwork.ch steht Ihnen natürlich offen für Inspiration und Information.



Vorgehensweise und ihre Sicherheit

Es kann vorkommen, dass wenn Sie in Ihrer Familie Gewalt erlebt haben und Sie beginnen darüber zu sprechen, dass diese Familie Angst bekommt und von all dem nichts wissen will. So kann es geschehen dass die Familie wieder in das alte Gewaltschema zurückfällt und Sie bekämpfen, ablehnen, als Lügner bezeichnen, beschimpfen oder gar bedrohen wird. Oft wird von einer Familie das Gespräch, der Dialog, nicht als Chance wahrgenommen. Das Bedürfnis weiterhin alles zu verdrängen, die Angst vor dem Verlust des Seelenfriedens, vom eigenen "guten" Selbstbild, von Ansehen und/oder Karriere geht oft soweit, das solche Familien versuchen in ihrer Not ihre "ehemaligen" Kinder mundtot zu machen. Sei es indem sie ihre "ehemaligen" Kinder mit Klagen, mit "Ich lasse Dich für Verrückt erklären, du bist ja psychisch krank" oder mit einem Vormund bedrohen. Solche Missbräuche gesetzlicher Instanzen sind heute nicht mehr so leicht durchzuführen, aber leider noch nicht ganz unmöglich. Wenn dem so ist, so sollten Sie ihre Familie versuchen loszulassen so gut es geht. Kämpfen Sie nicht gegen Ihre Familie, veröffentlichen Sie nichts mit Namen damit gierige Sündenvojeure die irgend jemandem Schwierigkeiten bereiten wollen keinen Rückschluss machen können. Halten Sie sich immer an die Regeln des Humanismus. Behalten Sie das gute in Erinnerung, auch wenn es wenig oder zuwenig war und gehen Sie ihren eigenen Weg. Schreiben Sie darüber damit andere die selbst so etwas erlebt haben und/oder etwas dazulernen möchten davon profitieren können. Weiterhin sollten Sie sich und ihre Organisation absichern. Suchen Sie sich dafür die notwendigen Institutionen und/oder Anwälte die dafür da sind.
Bei Missbrauch von psychiatrischen Instanzen hilft ihnen umgehend die www.psychex.ch in Zürich. Sollte Ihre Geschichte Sie Invalidisiert haben, so erhalten Sie Rechtschutz von www.procap.ch Lassen Sie sich von ihrem Anwalt beraten, sollten Sie bedroht werden, so erwirken Sie eine Verfügung welche ihren ehemaligen Familienmitgliedern verbietet ihnen näher als 20 Meter zu kommen, u.s.w.



Name der Redaktion bekannt.

Buchempfehlungen zu diesem Beitrag: 
Alice Miller. Das Drama des begabten Kindes. / Abbruch der Schweigemauer.
Eugen Jürgen Drewermann: Worte für ein unentdecktes Land.
Marc Rufer: Wer ist Irr, Zytglogge-Verlag.
Hermann Hesse: Unterm Rad. Kinderseele.
Martin Buber: Ich und Du.

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Die Sehnsucht und die Mäusefrau


Ein Beitrag zum Thema sexueller Missbrauch in der Kindheit durch Familienmitglieder

Die Mäusefamilie

Es war einmal ein Mäusemädchen das lebte mit seiner Mutter seinem Vater und seinem fünf Jahre älteren Bruder zusammen. Sie vergötterte ihn, denn er war groß und stark und konnte so Vieles schon, was das Mäusemädchen nicht konnte. Eine Weile wuchsen sie heran wie eine glückliche Mäusefamilie. Das Mäusemädchen liebte die Blumen und das Spiel war neugierig und stolz auf ihren großen Mäusebruder. Doch dann kam der Mäusebruder ins Flegelalter und die Eltern waren total überfordert. Sie schlugen und demütigten ihn wegen diesem und jenen. Das Mäusemädchen war entsetzt und wie gelähmt. Sie erlebte die Züchtigungen als ungerecht und maßlos übertrieben. (Was sie aus heutiger Sicht auch waren) Eines Tages, als die Schläge besonders grausam ausfielen schwor das Mäusemädchen einen Schwur: Ich werde alles wieder gut machen was meinem geliebten Bruder widerfahren ist. Das Mäusemädchen wurde ganz ganz brav und die Eltern hatten große Freude an ihm. Sie gab nichts zu tun und war bescheiden und lieb und gehorsam. Bis auf ein paar kleine Ausrutscher welche sie mit Ohrfeigen und Haarereissen und sich in der Ecke auf Knien schämen quittiert bekam. Da ließ sie es bleiben und konzentrierte sich auf die Wiedergutmachung an ihrem Bruder. Dieser merkte bald die Gunst die ihm seine kleine Mäuseschwester erwies und füllte sein Manko an Liebe und Verständnis reichlich bei ihr auf. Sie diente ihm brachte ihm die Spielsachen räumte für ihn auf, log für ihn um ihm Schläge und Hohn zu ersparen. Dies schweißte sie sehr zusammen und eine Weile war das Leben für alle erträglich. Doch Mäusebruder wuchs heran und wurde überwältigt von der Flut des Erwachsenenwerdens. Als er die Spannung nicht mehr aushielt, seine Neugier nicht mehr unter Kontrolle hatte, bat er die Mäuseschwester ihm dabei gefällig zu sein. Sie bekam große Angst, denn irgendwie spürte sie , dass dies nicht rechtens war. Doch da war ihr Schwur, groß mächtig und ließ ihr keine Wahl. Die Mäuseeltern merkten von all dem nichts, denn Mäusebruder und Mäuseschwester waren schlau und die Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt. So erlebten Mäusebruder und Mäuseschwester eine verbotene Nähe die ihnen Angst bereitete aber auch Macht verlieh gegenüber ihren Eltern. Als der Mäusebruder dann eine Freundin hatte ließ er von seiner kleinen Mäuseschwester ab. Sie war erleichtert aber auch traurig, denn sie fühlte sich leer ohne die Aufgabe ihrem Bruder wieder gut zu machen.

Mäusemädchen wurde zu Mäusefrau und Mäusebruder zum Mäusemann. Beide heirateten bald und wurden Eltern. Während Mäusemann groß reich und erfolgreich wurde und seine Ehe allen Belastungen standhielt, verlief es bei Mäusefrau anders. Sie heiratete einen Mann älter als sie aber ein Hallodri. Sie dachte wenn sie nur gut genug wäre würde er sich ändern. Doch da täuschte sie sich. Er kümmerte sich nicht um Kind und Arbeit und trank zudem sehr gerne. Mäusefrau fühlte sich sehr allein und steckte ihre ganze Liebe und Kraft ins Dasein für die Kinder. Ehemann von Mäusefrau war das nur Recht, hatte er doch nichts zu tun. Bis Mäusefrau keine Lust mehr hatte mit ihm zu schlafen. Da wurde er böse und warf ihr vor keine gute Frau sein. Das verletzte Mäusefrau sehr, es kam nach einiger Zeit zur Scheidung. Mäusemann Nummer 1 hat ihr dies bis heute nie verziehen. Dann verliebte sich Mäusefrau in den besten Freund von Mäusebruder und er sich in sie. Sie wurden ein Paar und alles schien gut zu werden. Bis eines Tages Mäusemann 2 ihr im Vertrauen sagte, Mäusebruder hätte ihm erzählt sie würde ihm sexuell niemals genügen. Mäusefrau erstarrte und konnte sich fortan Mäusemann 2 nicht mehr hingeben. Bald lernte sie Mäusemann 3 kennen und sie wurden ein Paar. Sie gebar ihm einen Sohn und alles schien gut zu werden. Bis sie krank wurde und viele Schmerzen zu erleiden hatte. Mäusemann 3 gab sich erst verständnisvoll doch dann wurde seine Lust auf Mäusefrau zu groß und er setzte sie unter Druck. Mäusefrau war ganz verzweifelt. Nicht schon wieder dachte sie, zweifelte an sich selber und gab sich die Schuld. Sie versuchte es zu überwinden aber sie wurde immer kränker hatte mehrere Operationen und konnte sich fortan auch Mäusemann 3 nicht mehr hingeben. Dann lernte Mäusefrau einen Mann kennen der ihr eine ähnliche Geschichte erzählte wie die Ihre. Dies berührte sie sehr und machte ihr Mut auch ihre Geschichte zu erzählen.

Mäusefrau hat sich entschlossen zu versuchen sich zu finden, denn irgendwie ist sie sich so ganz verloren gegangen vor langer langer Zeit. Das war kein einfacher Entschluss denn Mäusefrau ahnte, dass dies mit viel Trauer und Leiden verbunden sein wird. Das hat ihr sehr Angst gemacht denn sie wollte nicht den falschen Weg gehen und in Gefahr laufen sich anderswo nochmals zu verlieren. Diese Gefahr ist groß und lauert überall, zahlreich sind die Mäusefallen. Mit ihrer Geschichte ist Mäusefrau in zahlreichen Lebensbereichen handicapiert. Sie hatte nie die Möglichkeit zu lernen sich abzugrenzen. Zu stark war die Notsymbiose mit Mäusebruder gewesen. Dazu kam, dass Mäusfraumutter und Mäusefraubruder sich zurückzogen als Mäusefrau die Geschichte an den Tag brachte. So ist Mäusefrau gefordert ohne die beteiligten Personen alles aufzuarbeiten. Denn Mäusefrau will etwas verändern, will dass sich dies nicht wiederholt in ihrer Familie. Sie hat ihren Kindern die Geschichte von Mäusefrau erzählt, damit sie lernen und verstehen können.

Mäusefrau kann nicht hassen das ist ein großes Manko und sie weiß nicht ob sie das noch lernen wird. Da fehlt eine Energie und Kraft die sie manchmal bitter nötig hätte. Sie kann trauern melancholisch sein und bestenfalls mal wütend sein doch auch die Wut fließt zurück in den großen Behälter von Trauer Angst Resignation und Überforderung. Mäusefrau hofft, dass sie eines Tages den Mut finden wird ihren Hass dort wo berechtigt zuzulassen ohne Angst und Schuldgefühle. Mäusefrau ist eine ideale Frau zum Ausnützen geworden, ja sie bietet es manchmal regelrecht an, mit ihrer Güte Sanftheit und ihrem großen Einfühlungsvermögen. Ihre bösen Seiten liegen brach und rumoren im Innern und machen sie oft sehr krank.

Dies hat Mäusefrau erkannt. Jetzt übt sie daran die Fallen zu erkennen. Manchmal gelingt es ihr. Dann geht es ihr gut. Manchmal gelingt es ihr nicht, aber sie verliert den Mut nicht. Mäusefrau dankt ihren Freunden und Kindern für ihre Geduld und Liebe.   

Name der Organisation Streetwork Basel bekannt.
   
Dies ist nicht der einzige Bericht der uns vorliegt über sexuellen Missbrauch, sexualisiertes Macht/Kompensationsverhalten und sexueller Missbrauch kindlicher Sehnsüchte. Wir haben noch weitere Zusagen erhalten, die uns gestatten noch weitere Berichte zu veröffentlichen. Dieses skandalöse Phänomen zieht sich von der Arbeiterklasse hoch bis in die obersten Etagen der Gesellschaft.
Nicht immer sind die Opfer Drogen oder Alkoholabhängige, manchmal sind die Täter Alkohol und/oder Drogenabhängig und die Opfer sind die Sehn-Süchtigen. Sexuelles Machtverhalten ist auch eine Sucht, eine die noch versteckter abläuft weil sie Substanzlos ist, also keine substanziellen Drogen wie Alkohol oder Kokain braucht.

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Männer und Drogen   vom 4.6.2003 

Ursachen

Was ist das Rezept um Drogenabhängig zu werden ? Unannehmbares Leiden. Nichts weiter, einfach Leiden das nicht annehmbar ist. Warum unannehmbares Leiden ? Weil Leiden dass nicht angenommen und in dessen Folge verarbeitet werden kann, sich in uns wiederholt.  Es quält uns, die Szenen wiederholen sich in uns, manchmal nur der emotionale Teil, manchmal auch die ganze Szene. Sie erscheint uns als ungelöst und suggeriert uns somit eine mögliche Lösung die letztendlich doch nicht immer möglich ist. Eine Quelle weiterer Hoffnungslosigkeit für unser Leben. Wir alle haben diese Szenen, diese unschönen Erinnerungen. Meist mit innerer oder äußerer Dramatik verbunden. Aber immer mit Verlassenheit, Trennung und Ausgrenzung verknüpft. Wissen sie noch damals, als Sie klein waren und Sie für etwas dass sie gar nicht getan haben erst noch zu hart bestraft wurden? Genau von solchen Momenten rede ich. Für unser kollektives Trauma gibt es viele Namen. Von Ungerechtigkeit bis Krieg.

 

Süchtige und Co-Süchtige.

Die Drogenabhängigen sind zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. Millionen werden mit ihnen umgesetzt. Paradox scheint die Einteilung in Süchtige und Nichtsüchtige. Wer genauer hinsieht stellt alsbald fest dass wo es 10 Süchtige gibt mindestens 60 Co-Süchtige vorhanden sind. Die Co-Süchtigen sind Abhängige die in irgend einer Form von der Sucht eines Süchtigen profitieren. Z.B. auf der emotionalen Ebene, auf der wirtschaftlichen Ebene oder auf der sozialen Ebene. 
 

 
Beschreibung einer Grundsteinlegung zu einer Sucht.

Die Erde scheint ein riesiger Honigapfel zu sein, eine riesige Tablette, eine Spritze, eine Flasche aus Alkohol. Auch Krieg hat mit Sucht zu tun. Leider ist es nicht von der Hand zu weisen dass unsere Welt die Süchtigen braucht. Es sind die Opfer unserer Gesellschaft, unseres Systems. Sie haben als Kind mal ein Angebot bekommen, und sie konnten nicht wiederstehen und haben es angenommen. Sie bekamen Z.B. Liebe für eine Leistung in einer Zeit wo es sonst nur Liebesmangel gab. Das emotionale Grund-Programm ist gelegt. Der Rest ist nur noch Erziehungssache die auf diesem Grundprogramm aufbaut. Der Grundstein für Leistungssucht ist gelegt. Das Programm lautet: Ich kann den Liebesmangel und den daraus resultierenden Leidensdruck weder verarbeiten, ausleben noch ertragen. Den Mama hat keine Zeit für mich wenn ich weine oder sonst wie nicht nett bin. Also muss ich das tun wofür sie mich liebt. Also muss ich Leistungen erbringen wofür ich Liebe bekomme.
Die Macht der Mamas und Papas dieser Welt korrumpiert viele Eltern. Oft sind sie sich gar nicht bewusst dass sich ihre Kinder um zu überleben "seelisch" prostituieren müssen. Nun ja, solange es nicht gerade offensichtlich wird wie z.B. bei der Pädophilie, fällt es zumindest nach "Außen" hin nicht auf. Und solange gegen "Außen" die Vorhänge immer schön sauber sind ist ja alles in Ordnung.

 

Ein Beispiel für Co-Sucht.

Ich kenne einen ehemaligen Manager eines großen Pharmaunternehmens. Er hat in seinem Leben mindestens 40 Fässer Whisky konsumiert. Jetzt ist er und seine Familie wohlhabend, mit eigener Villa, mehreren Fahrzeugen und für die Zukunft gut saniert. Seine Gesundheit ist angeschlagen, er wird wohl nicht mehr lange Leben. Aber er gibt es offen zu, ohne die 40 Fässer Whisky hätte er es nicht geschafft so erfolgreich zu sein und dem beruflichen Druck standzuhalten. Und alle haben Sie ihm eingeschenkt, alle seiner Familie die bald sein Vermögen erben werden, und er hat ausgetrunken. Seinen Schmerz und seine Einsamkeit heruntergespült. Er war der Held der sich auf dem Altar der Wirtschaft zugunsten seines sozialen Umfeldes zersoffen hatte. Er bekam ein Angebot. Es hieß "Anerkennung" und er konnte nicht wiederstehen. Er wollte geliebt und anerkannt werden, seinen Platz haben und Nutzvoll sein. Sein soziales Umfeld gab ihm dieses Gefühl unter der Bedingung das er Erfolgreich ist. Seine Kinder bewunderten ihn dafür, seine Frau liebte ihn dafür, seine Eltern waren Stolz auf ihn. Doch der Preis dafür ist hoch. Einer seiner Söhne litt an Schizophrenie und starb unter mysteriösen Umständen schon vor Jahren. Seine Tochter liess sich schon früh scheiden. (Vermutlich war ihr Mann zuwenig erfolgreich)

Eine traurige Geschichte, aber von diesen Geschichten finden jeden tag Tausende statt. Und alle sind sie Täter und Opfer zugleich. Und alle sagen sie: Ja so ist das Leben, da kann man nichts machen. Was hätten wir den tun sollen? Unter der Brücke schlafen? Und er sagte: Ich hatte keine Zeit für das Zeug mit den Gefühlen und Depressionen. Auch eine Therapie kam nicht in frage, keinesfalls. Oder kennen Sie jemanden der aus der Psychiatrie wieder heil rausgekommen ist? So hatte ich mein Leben wenigstens unter einer gewissen Kontrolle.

Was ist das Resultat:

Sein Sohn ist tot. Er ist gesundheitlich ruiniert. Seine Tochter geschieden. Seine Familie reich und er hat bald nichts mehr davon. Es wird weitergehen wie es kommen muss. Er wird sterben, viel zu früh für sein Alter. Seine Frau wird angemessen trauern und sich danach ein schönes Leben machen mit dem vielen Geld. Vielleicht wird seine Tochter über all das nachdenken bevor sie in die nächste Heirat einwilligt. Vielleicht wird seine Frau wieder einen neuen Mann kennenlernen. Vielleicht wird sie ihm einschenken wenn es ihm nicht gut geht.

 

Wege aus diesen Teufelskreisen       (In dem Begriff Drogen sind auch Alkohol und Medikamente eingeschlossen)

Wer als ehemaliger Drogenkonsument schon einmal an einem Trauerseminar teilgenommen hat, kann die oben erzählte Geschichte gut nachvollziehen. Männer tun sich besonders schwer damit, ihren "seelischen Bankrot" zuzulassen. Einige schaffen es zumindest damit zu leben ohne wieder Rückfällig zu werden. Mehr als 2 Drittel in der harten Drogenszene sind Männer.
Männer lernten oft ja als erstes dass sie nicht weinen dürfen, sondern funktionieren müssen. Und genau da wird der Deckel auf den kochenden Topf gestellt und der Ausdruck und das zulassen von Leiden verboten. Der daraus resultierende Druck erdrückt in die Depression, macht unfähig sich gegen weitere Ungerechtigkeit zu wehren. Männer welche sich trotz einer solchen Konditionierung einer Trauerarbeit stellen, erleben ungeahnte großartige Gefühle. Männer die es einmal versucht haben und erfolgreich durch einen Schmerz "hindurchgegangen" sind, wissen oft sofort danach: Ich werde nie wieder rückfällig. Sie entdecken einen Schatz, ein Mysterium in sich selbst, dass sich nicht in Worte fassen lässt. Einige Männer die ich kenne brauchten kein Trauerseminar für diese Erfahrung. Fast unbewusst haben sie in ihrem Leben die Weichen so gestellt das Trauer einen Platz bekam. Bei einigen dieser Männer stellten sich auch neue Sichtweisen zu Glauben und Spiritualität ein. Ich erlebte wie aus "Männern" Menschen wurden.
Wer fähig ist Leiden zuzulassen, zu Trauern,  muss nicht irgendwelche Angebote annehmen, weder die vom Dealer noch die von anderen Menschen die Ihre Macht um der machtwillen ausüben wollen. Diese Männer lernen dass sie wählen können.
 

Vorurteile und Wut gegen Frauen

Etwas was mir immer wieder auffällt ist die Wut vieler Männer auf die Frauen. Wer erzieht die Männer? 
Es sind mehrheitlich Frauen. Viele Männer die ich kenne, welche aus der Drogenszene ausgestiegen sind, haben diese Wut. Sie wollen diese Wut oft auch behalten. Viele von Ihnen konnten sich erst von ihrer Sucht lösen nachdem sie mit Ihrer Familie, Mutter oder Partnerin gebrochen hatten.
Oft waren destruktive Beziehungen im Spiel. Viele wollen keine feste Partnerschaft mehr haben mit einer Frau, und als Schutz wollen Sie ihre Wut behalten. (Denken Sie mal an die Songs "Mama" von Genesis oder Queens "Bohemian Rapsody") Auch das Buch von Ester Villar "Der dressierte Mann" kann hier einen tieferen, wenn auch leicht naiven Einblick in solche sozialen Zusammenhänge geben. Immer wenn die Wut auftaucht auf Frauen die ein Angebot gemacht haben (Mutter, Partnerin, Erzieherin, u.s.w.), rate ich dazu sich dessen bewusst zu sein dass es noch jemanden gab der dem jeweiligen Angebot geglaubt und es angenommen hatte. Und das war eben der Mann der jetzt diese Wut in sich trägt. Für das was Mann in Zukunft als Erwachsener glaubt und annimmt ist er, der Mann, verantwortlich.

 

Schuld der Frauen?

Wenn Sie jetzt denken dass die Frauen an allem Schuld seien oder dass dieses Essay dies Aussagen soll, so sind Sie im Irrtum.
Männer wie Frauen, Väter wie Mütter, unsere Gesellschaftssysteme tragen die Verantwortung dafür dass solches geschehen kann. 
Mann kann sich auch die Frage stellen: Warum haben die Männer, die Väter, bei diesen Entgleisungen unserer Erziehung mitgemacht? Zugesehen? So blind können Männer doch nicht sein? oder doch? Außerdem gibt es noch andere Konstellationen die zu Sucht führen, und es gibt ebenso viele süchtige Frauen die von Ihrem "Papi" ihre Liebe "erleisten" mussten. Bei den Frauen sind es wohl eher Medikamente wie Tranquilizer und Schmerzmittel. Mögen die Frauen mir verzeihen, aber ich, der Autor dieses Essays, bin ein Mann und ich schreibe über Männer weil ich davon mehr verstehe als von Frauen.

 
Für das Streetworkprojekt von einem Mann der seit 20 Jahren Clean ist.

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Wirkliches Leben     (20.10.2002)

Wirkliches Leben erfahren wir nur im Hier und Jetzt. 
Die Vergangenheit ist schon vorüber, und die Zukunft ist noch nicht da.
Nur im gegenwärtigen Augenblick können wir das Leben wirklich berühren.
Laufe nicht der Vergangenheit nach. Verliere dich nicht in Sorgen um die Zukunft. 
Die Vergangenheit ist nicht mehr. Die Zukunft ist noch nicht gekommen.

(Einsender unbekannt)  

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Leichen im Keller   (10.06.2002)

Ursachen von Sucht..   

Was sind die Ursachen von Sucht? Eine Frage die immer wieder auftaucht und gleichzeitig wohl auch die Frage ist nach möglichen Ursachen von Angst und Depression.

Die Leichen im Keller

Da finden wir in uns und eines jeden Menschen Leichen im Keller. Diese Leichen werden zugedeckt mit Tüchern, damit wir sie nicht sehen müssen. Aus dem Auge, aus dem Sinn, denken wir. Doch die Leichentücher sind lebendig, sie fordern ihren Tribut. Sie verlangen nach Drogen, nach Zigaretten, nach Alkohol, nach Macht. Wenn die Leichentücher nicht ihren Tribut bekommen, beginnen sie sich aufzulösen. Das eine Leichentuch braucht Antidepressiva, das andere Heroin, das nächste Whisky, Geld, Erfolg, und das übernächste lebt von der Selbstlüge.
Dann sehen wir wieder die Leichen, dann kommt wieder die Angst und/oder die Depression. 
Wer sind diese Leichen? Es sind alle die Verletzungen die wir nie ausgesprochen haben, es ist alles was wir uns und anderen angetan haben, und ebenso schlimm, es sind alle Verletzungen die uns angetan wurden, worüber wir geschwiegen haben. Es sind die Vergehen die wir begangen haben, es sind die Menschen die wir im Stich gelassen haben, es ist der Bruder oder die Schwester die wir verraten haben, es ist das unwerte Schweigen zugunsten Dritter, es ist die gegenüber uns selbst unterlassene Hilfeleistung. Es ist das Kind das wir nicht beschützt haben, obwohl wir es hätten tun können. Es sind die Bedürfnisse die wir uns und anderen Verweigert haben.

Wird das Schweigen gebrochen, werden die Leichen von den Toten auferstehen. Die Starre beginnt sich zu lösen. Es ist eine der ganz wenigen Möglichkeiten, die ehemaligen Leichen aus dem Keller zu führen.  Der andere Weg, sie mit Leichentüchern zuzudecken, funktioniert nur kurzfristig.

Wie Sie nun mit den wiedergefundenen Worten umgehen, ist bestimmend darüber, ob ihre Leichen lebendig werden und den Keller verlassen, oder ob sie sich wieder hinlegen und erneut sterben, wo Sie sie dann weiter mit den "Leichentüchern" bedecken müssen. Das hinausführen  gelingt Ihnen am besten wenn Sie nie lügen. Lügen Sie nie, auch wenn es so verlockend und angenehm ist. Verzichten Sie auf Lügen, nicht weil Lügen falsch ist, sondern weil Lügen nicht funktionieren. Sagen Sie die Wahrheit wenn Sie was sagen, immer, auch wenn Sie deswegen bedroht, geschlagen oder verfolgt werden. Sagen Sie auch die Wahrheit über sich selbst.

Die Leichen haben ewig Zeit, wir jedoch nicht...!

Wie sie mit diesen Auferstandenen umgehen, mit dem was da aufwacht, können sie z.B. den Strategemen von Jesus entnehmen. Ja, klingt unmodern in unserer Zeit. Aber es funktioniert immer wieder. 
Die Ethik, die Menschenkenntnis, die Strategeme (Gebote) und der Humanismus dieses Mannes haben in der Drogenaussteigerszene eine hohe Erfolgsrate. Es geht hier nicht um Religion, nicht um Personenkult, sondern um etwas was "Funktioniert".
Dieser Text ist Radikal, das umsetzen dessen Inhalte braucht jedoch Zeit, viel Zeit und auch Rücksicht auf Dritte. Anfangen müssen Sie immer bei sich selbst, nur dort können Sie beginnen. Und wenn Sie aufhören ihre "Leichen" zu verstecken, können Sie, Ihr Kind, Ihr Nachbar oder vielleicht Ihr Feind aufhören mit dem Drogenkonsum.

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Falsch und richtig, oder richtig und falsch..     (20.10.2002)

Was ist falsch, was ist richtig. Wir getrauen uns fast nicht mehr darüber nachzudenken.
Angst vor Schuldgefühlen und vor möglicher Anklage droht hier schnell.
Das uns andressierte angebliche „Christliche Denken“ sorgt schon noch dafür, dass sich Schuldgefühle einstellen werden, etwa so wie bei einem Automaten bei dem man bloß einen Knopf zu drücken braucht.
Schwierig ist es, sehr schwierig aus diesem Sumpf heraustreten zu können. Wir entwickeln uns ständig weiter. Je weiter wir uns entwickeln, desto mehr dessen was wir getan haben wird revidiert und ist nun falsch. Was gestern richtig war ist also heute nicht mehr richtig. Wir entwickeln uns also weiter, und können nur sagen, damals war dies oder jenes für uns die beste Lösung, weil uns nicht die Informationen und die Erfahrung vorlag die wir heute haben. Heute würden wir es anders machen, ganz anders. Je erfahrener wir werden desto mehr wird uns bewusst was wir falsch machten. Ein schmerzhafter Prozess.
Irgendwas stimmt hier nicht so ganz. Misstrauisch meldet sich mein Herz zu Wort. Richtig und falsch, eine Intellektuelle Sache, die auf einen Computer eher anwendbar scheint als auf einen Menschen. Vielleicht sollten wir eher mit dem Herzen denken als mit dem Verstand, und den Verstand nur im Notfall zu hilfe nehmen, wenn das Herz einfriert weil es Angst hat.
Ob es so wohl besser geht? Wissen Sie es?

(Von einem ehemaligen Drogenkonsumenten, Name der Red. bekannt)

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Erziehung     (20.10.2002)

Lange beschäftigte mich das Wort „Erziehung“ sehr. Ich hasste dieses Wort, ohne zu wissen warum. Eines Tages trat mir ins Bewusstsein, was Erziehung wirklich bedeutet. Es war einige Zeit nachdem ich einem liebevollen Vater zusehen konnte, wie er für seinen Sohn geradestand, für seinen Sohn eintrat, mit ihm sprach, und es offensichtlich war, das er sich damit nicht plagen musste, sondern dies ihm Freude bereitete, da er seinen Sohn liebte.
Auch andere Ereignisse kamen dazu, ich sah eine Mutter die für ihre Kinder da war. Auch wenn ihre Kinder etwas falsch machten, erklärte sie ihnen den Sinn der Sache, warum dies so zu tun ist und warum dies zu vermeiden ist. Auch ihr bereitete es offensichtlich Freude den Kindern die Gesetzte dieser Welt zu offenbaren und sie somit vor Schaden zu bewahren. Aus dieser Freude und mit dieser Freude konnte sie ihren Kindern Liebe geben.
Diese Ereignisse brachen wie starke Bilder über mich herein, sie ergriffen mich und ich lies es zu. Mit der Erkenntnis was Erziehung eigentlich ist, kam auch der Schmerz über mich.
Ich bin nie erzogen worden. Ich wurde hochgelobt oder bestraft, zeitweise wurde ich für das was gestern noch gut war anderntags bestraft. Ich wurde nicht erzogen, ich wurde dressiert.

Mein immer wieder aufflammender Widerstand und Hass gegen meine Eltern, der sich zeitweise auf die halbe Menschheit übertragen hatte, hat mich immer wieder beschäftigt und fast in den seelischen und körperlichen Ruin getrieben. Es gibt wohl kein Papier auf dieser Welt, auf dessen Oberfläche ich das tiefe innere Elend festhalten könnte, das ich (und auch andere) in dieser meiner Kindheit erleben mussten. Im Gegensatz zu meinen Eltern hatte ich noch Glück im Unglück. Meine Dressur schaffte es nicht, mein Bewusstsein dermaßen zu trüben wie es anderen geschah. Eben die anderen die heute noch behaupten, die Schläge und Prügel ihrer Eltern hätte ihnen eigentlich nicht geschadet.

Bevor mein Vater starb, entstand zwischen mir und ihm ein Gespräch. Mein Vater und ich saßen schweigend einander gegenüber. Da schaute er in meine Augen. Es war als würde er zum erstenmal richtig in meine Augen sehen. Und er fragte: Wie viel Geld muss ich dir geben um das wieder gut zu machen was ich an dir falsch gemacht habe.
Es war wie Weinachten für mich, dieser Moment. Ein kleines Licht das durch meinen Vater hindurchschien. Ich sagte ihm, ich will kein Geld, ich vergebe Dir. Es kostete alle Kraft dieser Welt dies zu sagen und es auch zu halten. Diese wenigen Worte veränderten mein Leben grundlegend. Diese Worte legten all das Leid frei das ich, und auch mein Vater in seiner Kindheit erleben mussten.
Und er sagte mir: weißt Du, wir sind dressiert worden, wir sind nicht erzogen worden. Wir wurden wie Hunde dressiert.
Ich habe meinen Vater erst kurze Zeit vor seinem Tod wirklich richtig kennengelernt.
Ich weiß heute, das die meisten Menschen anders sind als wir über sie denken. Heute habe ich eine kleine Ahnung davon, wer mein Vater wirklich war. Es gab einen Moment, eine einzigen Moment im Leben zwischen meinem Vater und mir, wo ein Ich und Du stattfand. Mit diesen wenigen Worten wurde mehr als ein ganzer Band gesprochen.

(Von einem ehemaligen Drogenkonsumenten, Name der Red. bekannt)  

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Zum Thema Ursachen des Drogenproblems....


Anmerkung der Redaktion: 

Geschrieben und anonym eingesendet an die Streetwork/Exuser am 23.07.2001. Der Einsender möchte aus Gründen des Selbstschutzes anonym bleiben. Der hier geschriebene Beitrag deckt sich auch mit Erfahrungen, die andere ehemalige Drogenabhängige gemacht haben, deshalb haben wir ihn trotz des anonymen Absenders dennoch am 6.3.2002 veröffentlicht.

Vorwort des Autors:
Ich bin in den 50iger geboren. Ich war über 10 Jahre Drogenabhängig. Eine spirituelle Erfahrung half mir, trotz der Widerwärtigkeiten dieses Lebens mich vom Dämon der Drogen zu lösen. Die Rückerlangung meiner Gottesgewissheit, die in meiner frühen Kindheit abhanden gekommen war, half mir meinen Weg zu finden. Es war mir bestimmt meinen Weg mit Gott (inkl. Jesus) jenseits jeder Kirche, jenseits jeder Sekte, jenseits jedes Rituals und jeder Gruppe zu finden. Ich erlebte Ungerechtigkeit, Lüge, wiederholte Prügelstrafen und deren Androhungen durch Polizei, Schullehrer, Bibellehrer, Klassenkameraden, Familienmitglieder und Erzieher. Verleumdung, Verfolgung, Terror, sexuellen Missbrauch an mir und an anderen als Kind, im Gefängnis, im katholischen Heim, übergriffe der Behörden, Missbrauch und Verachtung durch überforderte Aerzte.
Meine ehemaligen Leidensgenossen sterben nach und nach an Hepatits C, B, und Hiv, andere nehmen sich das Leben, da sie an dieser Gesellschaft zerbrochen sind.

Dient der Mensch den falschen Dingen...?
Wir leben in einer lieblosen Welt. Wir leben in einer Welt des Kultes. In dieser Welt, so scheint es, ist der Einzelne dazu verdammt unterzugehen. Die Menschen dienen der Wirtschaft, eigentlich sollte die Wirtschaft den Menschen dienen. Ebenso verhält es sich mit dem Geld. Die Kirchen und Religionssysteme haben vollständig versagt. Sie sind nicht mal in der Lage, ohne Druck von außen ihre eigenen Fehler uneingeschränkt einzugestehen. In jedem Menschen liegt der angeborene Keim der Spiritualität und die tiefste Gottesgewissheit, doch unsere ritualisierten Glaubenssysteme grenzen Gott aus unserem Leben weg. Aus Jesus wird eine antijüdische politische Kultfigur gemacht, seine Lehren werden vermischt, uminterpretiert und sogar benutzt um vor Kriegen die eigenen Waffen zu segnen. Leistung ist wichtiger als das Kind, das sie erbringen sollte, wer keine Fahrprüfung für ein Auto hat wird als Minderwertig betrachtet. Fundamentale Sekten bauen sich Jesus-Luftschlösser und stürzen mit falschen Versprechungen und Ritualen bereits verletzte Menschen in Psychosen, Manien und Depressionen. Eltern hassen ihre eigenen Kinder, weil sie nicht die Leistung erbringen die die Eltern sich wünschen. Die Eltern dieser Kinder hassen sich selbst, weil sie insgeheim wissen, dass auch sie dem Dämon des besserseins, der besseren Leistung, erlegen sind.

Die Menschen lassen sich regieren von den Dämonen der Leistung, des Konkurrenzdenkens, des Besitzes, des Ansehens, des Reichtums, der Macht, des Konsums. Sogar aus der Moral wird ein Konkurrenz und Leistungsdenken gemacht, wer ist besser, wer ist reiner, wer ist ansehbarer. Millionen von Menschenleben wurden der Wirtschaft geopfert, jahrelang galt der Herzinfarkt als wirtschaftlicher Heldentod.
Der Mensch ist nichts mehr in dieser Welt, er ist zur Sache geworden. Die Apokalypse hat schon lange begonnen. Wer mehr Gefühle hat als es die Norm erlaubt, riskiert, sofern er alleine ist und wenig oder keine Macht hat, in der Psychiatrie zu landen. Diejenigen die Macht haben oder zusehr in der Öffentlichkeit stehen, bleiben davor eher verschont. Wer nicht freundlich und tugendhaft den Normen entspricht, welche zum Teil sogar die Nachbarn setzen, dem wird die Gerechtigkeit verwehrt, die sich ein Normalbürger mit Anwalt leisten kann. Das Volk lässt sich entmündigen, gibt seine Macht ab, oft aus Angst vor der eignen Wut auf die Zustände in dieser Gesellschaft. Titel, Grade und Diplome zählen mehr als der Mensch der sie trägt, und mehr als der Mensch dem diese dienen sollten.

Wir leben in einer Welt wo Politiker ihre persönliche Meinung als Faktum darlegen (Z.B. BSE sei nicht übertragbar, u.s.w.) und wo Politiker ungestraft lügen können. Die Reichen werden immer Reicher und die Armen werden immer ärmer. Dennoch unterstützen viele arme Menschen dieses System, in der Hoffnung doch noch eines Tages selber reich zu werden. Allzu gerne lässt sich die Masse mit Drogen beruhigen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen, und das System verdient daran. Dies nicht zu knapp. Mit der Droge Alkohol wird am meisten verdient, da viele Alkoholiker vor dem Pensionsalter sterben, wird durch den früheren Tod des Alkoholkranken noch die Pension gespart. Ein Heer von Therapeuten, Betreuern, Sozialarbeitern, Alkoholproduzenten, Pharmafirmen und anderen lebt von den Alkoholkranken. Alkoholkonsum wird sanktioniert, das größte Suchtproblem unserer Gesellschaft wird nahezu heiliggesprochen und als Genussmittel verharmlost, während der harmlosere aber dennoch auch nicht ganz ungefährliche Cannabis-Konsum immer noch bestraft werden kann. Wer sich lieben darf und kann in der Institution Ehe wird immer noch durch ein mittelalterliches Gesetz, gestützt durch konservative Kirchenkreise, bestimmt. Nämlich nur Heterosexuelle. Homosexuelle haben immer noch keine Rechte auf dieser Ebene. Eine Schande für unsere Gesellschaft. Es gibt sogar noch eine Religion, die für Homosexuelle indirekt die Todesstrafe befürwortet. Die stärkste Waffe des Systems gegen positive Veränderungen ist ihre Trägheit. Die zweitstärkste Waffe gegen positive Veränderungen ist die Zensur. Alte Menschen, so kürzlich wieder vorgekommen, werden in Heimen abgeschoben, von geisteskranken Pflegern im Namen der Erlösung ermordet oder einfach mit Psychopharmaka zugedröhnt. Die alten Menschen werden wegrationalisiert, in Heime abgeschoben, sie sollen die leistungserbringende Generation nicht beim bedingungslosen dienen an der Wirtschaft hindern. Welche Schande für uns, und welcher Verlust. Den die Liebe, die Gemeinschaft, die Nähe und die Erfahrung, die wir von den alten Menschen empfangen könnten, die geht somit für uns verloren.

Ende des Briefes

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Das Gerücht

Als er erschien
war unsichtbar noch sein Gewand
man wusste nur,
er kam aus einem andern Land.

Man grüsste ihn
und hätte gern erfahren
woher er kam
und was ihm wiederfahren.

Im Dorfcafe
lud man ihn öfters ein,
fragte ihn aus,
bei einer Flasche Wein.

Er sagte wenig,
doch schon nach ein'gen Wochen
wurde im Dorfe
viel über ihn gesprochen.

Er war sehr ehrlich
sagte was er glaubte
vielleicht war's falsch,
ging über das erlaubte.

Und hinter ihm,
mit vorgehalt'ner Hand,
sprach über ihn
im Dorfe Jung und Alt.

Die Farbe,
die sein Kleid langsam erlangte
war eine Farbe,
die er selbst nicht mehr erkannte.

Im Vordergrund
blieb man zu ihm stet's freundlich
doch was man dachte
spürte er allzu deutlich.

Als einst er kam
war unsichtbar noch sein Gewand,
nun war es schwarz
und er verliess dies Land.

Von Moritz Niederhauser 1990, gestorben an schlechtem Stoff.

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Interviews und Lebensberichte

Interview mit Ronny   (Name geändert, vom 29.7.1998 von B. Gubler)

Beat: Sali Ronny, zuerst möchte ich mich bei dir bedanken das du dich für ein Interview zur Verfügung stellst.
Ronny: Gern geschehen.
Beat: Möchtest du dich kurz vorstellen? .
Ronny: Also, ich bin Mitte 30, wohne in Basel, arbeite auch hier. Ich habe früher viel Drogen konsumiert und bin dann ausgestiegen, so etwa vor 10 Jahren.
Beat: Warum bist du ausgestiegen, und vor allem wie?
Ronny: Also, das hat mit einer Einsicht zu tun. Ich war in einem Methadonprogramm und begleitend in einer Gesprächstherapie.
Es kam der Tag da hatte ich plötzlich das Gefühl, das nun mein Arzt mein Dealer ist, und das ich jetzt die Abhängigkeit gewechselt, ja noch verschlimmert habe.
Nun, das Methadon kostet beim Arzt kein Geld, aber es kostet deine Seele, deinen Widerstand und deine Freiheit.
Ich habe in 4 Wochen das Methadon heimlich abgebaut. Ich habe mir eine kleine Reserve angelegt für Notfälle die ich bis zuletzt aufbewahrt habe.
Als der Abbau vorbei war wollte ich nichts mehr wissen von Drogen, ich wollte endlich frei sein von Drogen.
Wenn du Drogen nimmst und diese gewohnt bist, wirst du erpressbar und manipulierbar.
Bei Heroin geht es noch, aber bei Methadon ist die Gewöhnung besonders schlimm.
Seither nehme ich keine Drogen mehr, ich trinke auch keinen Alkohol, mein ehemaliger Therapeut, auch meine ehemaligen Sozialberater, die brauchen heute noch ihren Alkohol um abzuschalten.
Einige Zeit nach meinem Entzug fing ich an Tagebuch zu schreiben und darüber nachzusinnen wie es wohl soweit gekommen sein kann.
Als ich mich zurückversetzte in meine Kindheit fingen mir die Augen an aufzugehen.
Meine Eltern, ja da war es der Alkohol und die Biederkeit die Suchtformen hatte. Mutter hatte Depressionen und Vater war auf dem Arbeitstrip. Er konnte nur eines, arbeiten arbeiten und nochmals arbeiten. Nur wer arbeitet war für ihn wertvoll. Für anderes blieb keine Zeit. Die Prügelstrafe war normal bei uns.
Als ich meinem Vater einmal erzählte das ich Angst hätte, hatte er mich zusammengeschrieen und mit Gewalt gedroht, damals war ich 11 Jahre alt, es war das letzte mal das ich mit meinem Vater über Gefühle geredet hatte.
Meine Eltern waren konservativ Katholisch. Das ganze Leben war durch Zwänge und Ängste geregelt.
Wir mussten in die Kirche gehen, ich und meine 2 Brüder getrauten uns nicht die Kirche zu schwänzen, aus Angst vor unserer Angst die uns dann verraten würde.
Dies als Beispiel wie unfrei wir in der Kindheit waren. Bereits als Kinder bekamen wir unsere Hirnwäsche, die nächste Hirnwäsche bekam ich in der Schule, die zweite Hirnwäsche in der Rekrutenschule, was haben wir da alle gesoffen, sonst hätten wir den Tag nicht durchgestanden.
Und die Vorgesetzten soffen mit und sahen es gerne wenn die Haudegen der Truppe sich runtersedierten mit Alkohol.
Bei anderen Drogen haben sie einfach weggesehen, sofern Mann nicht auffiel. Der Psychotherapeut welchen ich im Rahmen einer Maßnahme erhielt, war der letzte der mir eine Hirnwäsche verpassen wollte, er sagte ständig, entweder machen sie mit oder es gibt kein Methadon mehr.
Also machte es klick bei mir, und ich stieg aus, ich wollte so schnell als möglich unabhängig sein von diesem angeblichen Sozialstaat.
Als meine Maßnahme beendet war musste ich innerhalb von etwa 4 Jahren 3 mal umziehen und 4 mal die Stelle wechseln, bis ich meinen Ruf als Sozialfall und Yankee abstreifen konnte.
Auch mein Aussehen musste ich verändern. Heute bereue ich es mich jemals als Yankee geoutet zu haben und einem Psychiater vertrauen entgegengebracht zu haben.
Ich habe mich mit anderen zusammengetan die ähnliches erlebt haben. Und wir überlegen uns wie wir Einfluß auf das politische Geschehen in diesem Land nehmen könnten.
Besonders auf die Drogenpolitik. Wir überlegen uns wer denn von dieser Drogenpolitik profitiert.
Erstens profitieren die Drogenhändler, dann die Alkoholindustrie welche keine Konkurrenz fürchten muß, dann die Pharmaindustrie welche mit ihren Drogen auf Rezept viel Geld verdienen kann. Dann der Gesellschaftsapparat die ihr Feindbild hat. Des weiteren der Polizeiapparat.
Welche ständig hinter den Junkies herrennen darf und eine Politik der Verelendung betreibt.
Diese Verelendeten werden dann bei der nächsten Sozialinstitutionen wieder (gewinnbringend für die jeweilige Institution) mittels Subventionen aufgepäppelt.
Wenn Drogen legal in der Apotheke erhältlich wären, auf Eigenverantwortung, wäre so mancher der von der jetzigen Drogenpolitik profitiert wohl nicht mehr so wohlgenährt.
Was für ein Witz, mit der einen Hand verfolgt der Staat die Abhängigen und verelendet sie, mit der anderen Hand päppelt er sie wieder auf (natürlich verdienen beide Hände dieses Staates daran.)
Letztendlich versucht er sie in teuren Integrationsprogrammen gefügig zu machen nach dem Motte: Funktionieren ist wichtig, alles andere kommt danach, und damit musst du alleine fertig werden.
Beat: Das war sehr viel jetzt, ich bin ganz erschlagen...
Ronny: Tut mir leid, aber ich denke das ich nicht so falsch liege..
Beat: Wenn du nochmals zurückgehen könntest, so 10 bis 15 Jahre, was würdest du anders machen?
Ronny: Ich würde andere Prioritäten setzen, menschliche Prioritäten, und ich würde mich nicht mehr auf das Funktionieren reduzieren lassen. Auch wäre ich vorsichtiger mit Ärzten und Sozialarbeitern, da hat sich heute schon vieles gebessert, aber es gibt auch da noch viele schwarze Schafe.
Beat: Ich muss hier unser Interview beenden, wenn du immer noch wie vor diesem Interview mit einem weiteren Gespräch einverstanden bist, werden wir unser Interview zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzten.
Ronny: Gut, das können wir tun, wir können dann über die Repressalien reden die ich nach dem Ausstieg aus den Drogen erleben musste, und über die Toten die die Verelendung der Drogenszene gebracht hat.
Beat: Danke für Dein Interview.
Ronny: Gern geschehen.

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Das Interview welches M. Renz mit J. K. aus Basel gemacht hat am 6.8.98


Mathias: Du bist jetzt 22, wie lange warst du H-Userin? (Heroin-Konsumentin)

J: Das hat so mit 14 angefangen, da begann ich so ziemlich alles was da kam auszuprobieren, von Haschisch über harten Alkohol und Trips.

Mathias: War dies eine Art Reaktion, sorry, Hyperreaktion auf Missstände in deinem Umfeld?

J: Also, wenn ich so recht überlege, von meinem Umfeld wollte ich damals schon überhaupt nix mehr wissen. Bei uns Zuhause hatte ich sowieso nur Stress. Dauernd kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit meinem Vater, und meine Mutter zog sich eh mit allem sich bietenden aus der Affäre.

Mathias: Kannst du dich erinnern ob in Deiner Familie jemand in irgendwelcher Form konsumiert (Drogen) hat?

J: Ja, klar. Also meinen Vater hab ich selten anders als angetrunken von der Arbeit heimkommen sehen. Mann kann sich kaum vorstellen was es da brauchte. Das kleinste unpässliche Wort, die kleinste Meinungsverschiedenheit und schon ging's ab.

Mathias: Hast du dich nie bei jemanden über diese Missstände geäußert?

J: In der Primarschule hat es der Lehrer gemerkt und ich wurde mit meinen Eltern zusammen, zu Gesprächen aufgeboten - bei einem Schulpsychologen.

Ich frage mich gerade, weshalb dieser nichts eigenartiges daran fand, das mein Vater sich so energisch dagegen wehrte, das ich bei diesen Gesprächen auch zeichnen und malen sollte....

Mathias: Wie meinst du das? Was ist mit dem Verhalten des Schulpsychologen?

J: ...tja, wenn meine Eltern und ich gemeinsame Sitzungen hatten, führte der Typ mit mir alleine einige Sitzungen. Als dann mein Vater auch dabei war, lies sich dieser Wurm derart von meinem Alten einschüchtern.......das was von mir kam ignorierte er geflissentlich.

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Interview mit Röbi, welcher gerne Bier trinkt. (Sept. 1998)

Beat: Danke das du gekommen bist.

Röbi: Ja bitte.

Beat: Soll ich dich befragen, oder willst du einfach mal so draufloserzählen, wie dein Lifestyle so aussieht?

Röbi: Ja, ich denke ich erzähle einfach mal.

Also, ich heiße Röbi und arbeite als Automechaniker, ich bin Vater von 2 Kindern. Ich bin in normalen Verhältnissen aufgewachsen, mein Vater ist von Beruf Polizist. Und wie gesagt, ich trinke gerne abends ein oder zwei Große.

Beat: Wie lange lebst du jetzt so, also mit deinen 2 Grossen pro Abend.

Röbi: In der Lehre sind wir so ab und zu mal einen Heben gegangen. Mann will ja nicht Außen anstehen. Und es ist schon wahr, ein oder zwei Bier machen gesellig, lockern die Atmosphäre.

Beat: Wie viele Jahre wären das?

Röbi: Ja, mmm (denkt nach) so etwa 15 Jahre sicher.

Beat: Hast du schon mal auf Deine Biere verzichtet in all den Jahren?

Röbi: Ja, auch schon, wenn ich krank war und im Bett lag. Einmal habe ich 1 1/2 Wochen kein Bier getrunken, aber ich habe mich nicht mehr so richtig wohlgefühlt, auch fehlte mir der Kontakt zu meinen Beizenkollegen. Es war mir auch langweilig. Da habe ich gemerkt welchen Einfluss alkoholhaltige Getränke haben können. Ich besuchte meinen Stammtisch und blieb nüchtern, irgendwie gehörte ich plötzlich nicht mehr dazu, zumindest vorübergehend. Auch wusste ich nicht so richtig was ich reden sollte. Ich stellte fest das ich nach 1 1/2 Wochen traurig, depressiv wurde. Ich habe Angst bekommen, auch meine Familienmitglieder waren beunruhigt, vielleicht war ich auch zuviel Zuhause.

Beat: Und dann? hast du wieder angefangen Deine Biere zu trinken, und alles war wieder so wie vorher?

Röbi: Nicht ganz, nein, es ist nicht mehr ganz dasselbe, ich bin etwas vorsichtiger geworden, auf harte Sachen verzichte ich seither vollständig, auch treffe ich öfters mal Leute die nicht trinken. Ich habe mir sagen lassen das 15 Jahre 2 Große pro Tag irgendwo in der nähe des spiegeltrinkens liegen würde, und ich denke das stimmt auch.

Beat: Wie fühlst du dich bei diesem Gedanken?

Röbi: Etwas ohnmächtig, wenn ich von Anfang an gewusst hätte wie alkoholhaltige Getränke sich im Leben etablieren können, wäre ich vorsichtiger gewesen. Mein Ziel ist es nun, nicht mehr regelmäßig zu trinken, mich auch wohl fühlen zu können wenn ich 2 bis 3 Wochen nichts getrunken habe.

Beat: Ich denke das wird dir gelingen, ich drücke dir die Daumen

Röbi: Danke

Beat: Ebenfalls danke für das Interview

Weitere Interviews folgen............

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An uns gesendete Lebenserfahrungen von Ex-Konsumenten.

Achtung: Die Inhalte können zum Teil schockierend sein und sind deshalb nicht für alle geeignet, dieser Aussteiger spricht halt in seiner Sprache.

 

 

W. K. aus B.

Vom 14.12.1998, richtiger Name und Oertlichkeiten der Redaktion bekannt)

Sehr geehrte Exuser.

Eine gute Sache was ihr da in die Welt gerufen habt. Also schreibe ich euch, in der Erwartung das ihr diesen Brief auch in eurer Homepage abdruckt, aber nur unter der Bedingung dass mein Name nicht veröffentlicht wird.
Ich habe vor 8 Jahren mit dem fixen aufgehört, eine weile habe ich Methadon genommen. Während meiner 10 jährigen Yankeezeit habe ich so einiges erlebt. Um mir Stoff zu besorgen, damals war Dope auch noch teurer als heute, durfte ich unter anderem einigen Basler Persönlichkeiten sexuell zu Diensten sein. Dafür gab es Geld, oder es gab gleich den Stoff. Es kam auch schon vor das einer mich in seinem Mercedes über die Grenze fuhr und mir in Frankreich mangels Heroin den Stoff Codein aus der Apotheke besorgte. In homosexuellen Kreisen durfte ich auch mal zum Packettransporteur aufsteigen, ein Päckli von hier nach da, Empfänger auf dem XXXXX, mit teurem Auto vor der Garage, daran eine Nummer mit XX-Kennzeichen. Was wohl drin war in diesem Päckli? Wieviele Yankees haben wohl den Schwanz von XXXX  Persönlichkeiten gelutscht, von Ärzten über Psychiater bis hin zu Fahndungsbeamten?
Stricher werden unter den Bi und Homosexuellen weitergeleitet, je Jünger desto besser. Die einen machen den Strich um an Geld für Drogen zu kommen, die anderen aus Einsamkeit oder wegen beidem. Viele hängen da mit drin, es fängt an beim Stadttheater XXXX, geht weiter zu einem (ehemaligen?) Arzt eines Spital's, da stolpert Mann auch mal über einen (ehemaligen, da jetzt verstorbenen) Autohersteller. Der Beamte vor dem ich mich damals zweck's Körpervisite ausziehen mußte, ist selbst ein Süchtiger, bei ihm ist es der Alkohol, bekanntlich legal aber nicht minder schädlich, und auch die Selbstsucht ist bei einigen nicht zu kurz gekommen. Die Yankees scheinen die einzigen Süchtigen zu sein die sichtbar sind. Nachdem ich aus der Drogenszene ausgestiegen bin, und das war nicht mit Hilfe von Außen, sondern es ging nur durch meinen Verzicht auf jede Hilfe von Außen, gingen mir ganz schön die Augen auf.
Wir sind alle mehr oder weniger mit Sucht geschlagen. Ich denke da an die mitleidigen Blicke meines Chefs, als dieser erfuhr, das ich ein Ex-Yankee bin. Natürlich hat er noch 3 Monate gewartet bis er mich entlassen hat, er mußte wohl zuerst noch einen Grund finden. Eben dieser Chef, in der Zwischenzeit zum Firmeninhaber aufgestiegen, ist selbst ein Süchtiger, bei ihm sind es Tabletten, Alkohol und Nikotin. Welche Demütigung, ich, der ich nicht mal Alkohol trinke, werde von einem
Alkoholyankee entlassen, weil ich früher ein Heroinyankee war.
Dennoch mußte ich sagen das die eigentliche Gefahr meiner Meinung nach nicht von den Drogen ausgeht, sondern die Gefahr liegt darin wie mit den Drogen umgegangen wird. Drogenprostitution ist nur möglich weil Drogen teuer sind, Drogen werden erst richtig gefährlich durch die Macht der Ilegalisierung und Verheimlichung. Gewissermaßen verdient der Staat am Drogenkonsum, an der Tabaksteuer und an der Alkoholsteuer. Ist der Staat also nicht gewissermaßen ein Dealer? Heute werde ich verachtet und ausgegrenzt weil ich keine Drogen mehr nehme, früher wurde ich verachtet und ausgegrenzt weil ich Drogen nahm. Wenn ich also so oder so zu leiden habe, dann wenigstens ohne Drogen. So verdient auch der Staat nicht an mir durch seine Alkohol und Nikotinsteuer, auch kann er keine neuen Gefängniswärter wegen mir einstellen. Ich kann vom Staat auch nicht als Feindbild mißbraucht werden, und ich kann nicht mehr so manipuliert werden. Ich kann auch nicht mehr einfach auf der Straße verhaftet werden, denn ich bin sauberer als mancher Staatsbediensteter. Letztendlich hat diese Gesellschaft mich hervorgebracht, irgendwann als Süchtiger hatte ich dies erkannt, zum ersten mal in der Rekrutenschule, wo der Stoff so leicht zu bekommen war. Da wollte ich nicht mehr das Resultat dieser Gesellschaft sein und ich mußte mich entscheiden.
Wirklich und konsequent den Drogen den Rücken zu kehren heißt auch auf viele Angebote unser ach so hoch entwickelten Gesellschaft zu verzichten.
Als Aussteiger aus der Sucht weis ich was es heißt leiden zu müssen, ich weiß es besser als manch Selbstsüchtiger. Wenn du in einer Firma der einzige bist der keinen Alkohol trinkt, wird es nicht lange dauern und du mußt dir eine neue Stelle suchen. So ist es, wer aus den Drogen aussteigen will, der muß um wirklich frei zu werden ganz aussteigen, alles hinter sich lassen. Seine Erziehung, seine Freunde, seine Verwandten und Bekannten, die ihm angelernten Wertvorstellungen, seinen Rang und seinen Namen, seine Frau oder Freundin, seine Pläne, sein Auto, seinen Ruf, einfach alles. Erst dann wirst du frei sein können, wenn du alles loslassen kannst.

Ende des Briefes

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Mit der Erlaubnis von R.M. dürfen wir hier einige seiner Briefe veröffentlichen. R.M. machte verschiedene Heimstationen durch.

 

R. M. aus G.

(vom 30.12.1998, bis auf den Namen des Heimes wurden alle Namen geändert, alle richtigen Namen sind der Redaktion bekannt)

Hallo Exuser, vorhin habe ich an vergangene Begebenheiten nachgedacht die sich im Zusammenhang mit meinem Aufenthalt im Heim Klosterfiechten ereignet hatten. (Ich habe gerade Wähe im Backofen und habe Hunger.) Also im Heim Klosterfiechten waren so Rüppel wie R.B. Manchmal mußte ich mit ungutem Gefühl seine körperliche Kraft sehen die er mir demonstrierte. In unserem Schlafsaal war einer dem sagte man (Ich weiß nicht genau warum) "Worni". Der wahre Name weiß ich im Moment nicht oder nicht mehr. Der R.B. war aber in einem anderen Schlafzimmer untergebracht (ich weiß nicht genau wo). Der "Worni" war in unserem Schlafzimmer glaube ich der Stärkste in Sachen körperlicher Kraft. Der R. B. war aber glaube ich stärker als der "Worni". Dem Worni mußte ich mal nachts seinen Schwanz blasen.
Einmal waren wir glaube ich irgendwo im Kanton Bern in den Ferien. Ich freute mich für die Ferien für das wandern mit den genagelten Schuhen. Als gerade einmal der Heimleiter Herr G. nicht sichtlich präsent war wollten irgendwelche andere Heimzöglinge mich zu einem schmutzigen Kampf herausfordern, dem ich aber nur mit letzter Kraft widerstehen konnte. Denn schnell checkte ich verschiedene Kampfversionen durch und überlegte mir auch Sinn und Unsinn dieses herausgeforderten schmutzigen Kampfes. Der Heimleiter Herr G. sah diese Situation leider nicht in der ich steckte. Ich kam zum Schluß meiner Ueberlegungen, daß ich nicht wußte wozu dieser Scheisskampf den dienen sollte. Wußte auch, daß wenn ich den Herausforderer windelweich schlagen würde, daß bei weitem nicht sicher wäre wer dann plötzlich auf mich losgehen würde. R.B. vielleicht? Ich bot statt dessen einen anständigen Hosenlupf an. Der wurde aber nicht angenommen. Sie grinsten mich nur aus. Als ich so wartete was da wohl noch kommen möge machte ich mich auf einen Angriff gefaßt und ich kann euch schwören ich hätte den ersten Angreifer halb zu Tode geprügelt bis meine Arme mir nicht mehr gehorchen hätten können.
Es kam Gott sei Dank nicht soweit. Ich meine mit den schrecklichen Prügel und den daraus resultierenden Folgen. Gegen den Heimleiter Herr G., seinen Chauffeur und meinen Klassenlehrer hätte ich eigentlich nie etwas gehabt. Ich bin sicher, daß Herr G. und seine Leute ehrbare Menschen waren damals und sicher auch noch heute wenn sie nicht gestorben sind. Item, wir waren also in den Ferien und ich freute mich noch immer riesig auf die Wanderung oder Wanderungen. Wir gingen dann auch wandern. Herr G., der Chauffeur und wir Zöglinge. Die Wanderung tat mir ausgesprochen gut. Das war wandern. Wir wanderten bis wir so richtig müde waren. Jedenfalls ich war müde und ich dachte noch bevor wir wieder im Ferienlager waren an's Schuhe putzen. Ich kann mich erinnern, daß uns Herr Guggisberg just in diesen Ferien von einem Buch vorlas im Ferienhaus. Ich weiß nicht mehr genau wieviele male aber ich weiß noch von der Geschichte. Die wahre Geschichte handelte von Hiroshima und dieser fürchterlichen Atombombe und von einem Jungen der diese fürchterliche Geschichte überstanden hatte weil er in grade dem Augenblick als die Bombe detonierte in ein Wasser gesprungen ist um sich abzukühlen. Wahrscheinlich Kopfvoran ich weiß es nicht so genau. Jedenfalls dieser Junge und irgendwelche andere Menschen in seinem Land über- lebten diese furchtbare Katastrophe. Also der Herr G., der Chauffeur, und auch mein damaliger Klassenlehrer habe ich in guter Erinnerung. Sie waren Streng ja das stimmt. Aber sie taten mir ja nicht's zuleide. Ein ander mal vielleicht mehr oder eine andere (wahre) Geschichte. Gruß vom R.M.   PS: Ich war damals etwa elf jährig.
 

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Zwanzig Jahre Kampf dem Alkohol (11.2.1999)

Von Peter, Ex - Alki und Obdachloser.

Ich war mit vier Geschwister aufgewachsen. Wir hatten alle eine schöne, aber strenge Jugend. Wie wurden alle geschlagen. Mit 17 Jahren trank ich meine ersten 3 Bier in 70 Minuten. Nachdem wollten mir die Lehrlingskumpels Mineral geben. Die Flasche war mit Elmer Citro angeschrieben. Doch in der Flasche war 45% Schnaps.
Ich nahm 4 - 5 Schluck. Nach 10 Minuten wurde mir schlecht, ich mußte ins Freie, erbrechen. Nachher an der Wärme konnte ich plötzlich nicht mehr gehen. Stockbesoffen. Am Morgen war alles wieder besser. ein bißchen Kopfschmerzen. Nach diesem Wochenende nahm ich 3 Monate keinen Alkohol mehr. So bis zum Lehrabschluss als Mechaniker trank ich ca. 2 bis 3 Flaschen pro Tag. Ich war also sicher noch nicht Alkoholiker. Nach Lehrabschluss konnte ich in der Fabrik bleiben. In der Kabelfabrikation. Es klappte nur 6 Monate. Es kam die erste Einweisung in die Psychiatrische Klinik Oberwil ZG durch den Hausarzt. Nach 14 Tagen konnte ich wieder Heim. Ich wollte nicht mehr arbeiten 3-Schichtig. Blieb 2 Monate zu Hause. Dann fand ich in Brunnen SZ meine 2. Stelle als Fräser. Da blieb ich immerhin 4 1/2 Jahre. Der 3. Job war Landis + Gyr Zug. Probezeit nur 1 Monat. Danach arbeitete ich in einer Eisenwarenhandlung 6 Monate. Dann fristlos immer wegen der Sauferei. Ich fuhr nach Zürich. 5 Monate temporär bei Hädrich. Sie stellten mich fest an. Ende Januar 1980 war fertig. Wegen Blaumachen. Am 1. April 1980 fing ich bei Daverio AG an. Das ging 6 Monate gut. Dann 2 Wochen Burghölzli. Ich bekam zum ersten mal Antabus. Nach 5 1/2 Monaten trank ich in die Tabletten. 4 Tage Intensivstation Triemli. Mein Hausarzt in Zürich verbot mir Antabus zu nehmen. Bis am 30. April 1983 blieb ich bei Daverio. Dann 3 Monate stempeln. Jeden Tag am Zürichsee fischen und schwimmen. Das Arbeitsamt gab mir Stellenausschreibung. Metallwerke Dornach SO. Einmal etwas anderes. Am 1. August 1983 begann ich im Metallwerk Dornach. Nach 3 Monaten Zürich - Dornach - Zürich endlich Wohnung und Festanstellung. Aber trotz guter Arbeit und Kollegen jeden abend besoffen. Ich nahm wieder Antabus, 1 1/2 Jahre. Ich heirate am 25. Oktober 1985 Virginia Pulia. 1 1/2 Jahre geht es gut. Dann hat sie die Nase voll und verläßt mich. Ich gehe am 26. Sept. 1987 das erste Mal in die AA-Gruppe Oberdorf BL. Das geht 7 1/2 Monate gut. Dann wieder Absturz. Am 28. Dezember 1988 kündigt mir das Metallwerk die Arbeit + Wohnung. Am 1. April 1989 bin ich das erste mal Obdachlos. Manchmal schlafe ich draußen, ein paar Nächte bei einem Kollegen in Münchenstein. Am 1. Mai 1989 entscheide ich mich für eine Langzeittherapie. Ich beschließe 9 Monate zu machen. Nach 6 Monaten beginne ich im Wankdorfstadion im Zylinderschleifwerk als Mechaniker. Am 1. März 1990 beginne ich bei Von Roll Bern als Mechaniker. Es ging gerade 6 Monate gut. August 90 - Dez. 90 temporär bei Firma Wenger Maschinenbau. Er will mich am 1. Jan. 1991 festanstellen. Geht nicht. Jeden Tag besoffen. Gehe nun stempeln. Jetzt habe ich noch viel mehr Zeit zum Saufen. Ende September 1992 kann ich zu meiner Mutter nach Altdorf Uri. Nach 3 Monaten Stellenbewerbung zieht's mich nach Steinhausen. 2 Monate suche ich dort Arbeit. Vergebens. Am Februar 1993 bleibe ich bei Basler Kollegen an der Fastnacht hängen. Ich kann dort bei einer Familie 3 1/2 Monate bleiben. Dann warfen sie mich raus, weil die Wohnung zu klein ist. Ich bin 3 Monate am Aeschenplatz im Tramhäuschen. Dann verjagte mich die Polizei. In der Zeitung las ich von der Eröffnung des Obdachlosenhauses in Birsfelden. Ich kann an der Eröffnung eintreten am 3. August 1993. Da bleibe ich nun 2 Jahre und 1 Monat. Am 1. Sept. 1995 beziehe ich eine kleine 1 - Zimmerwohnung. Vom Aeschenplatz her hat es bei der Polizei Bussen von ca. 1200 Fr.- gegeben. Ich hatte kein Geld. Also ging ich 10 Tage ins Schällenhaus. Für mich waren es Ferien. Vom Fürsorgerat BS bekam ich 2 Jahre bedingte Maßnahme wegen dem Alkohol. In der Zwischenzeit war ich 6 - 8 mal in der Puk zum Entzug. Nach einer fast 2 Jährigen Antabuskur bin ich nun trocken. Es war am Anfang sehr hart. Jetzt geht es ohne Antabus. Ich verkaufe nun seit 1 1/2 Jahren die Arbeitslosenzeitung am Bahnhof in Basel. Es geht mir gut. Ohne Fachstelle und die Puk Basel hätte ich es nie geschafft. Heute bin ich allen Ärzten, Pflegern + Betreuern sehr dankbar dafür.

 

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Publiziert von Beatus Gubler Basel / Mail: domain@streetwork.ch


 

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