Inhalte: |
Konflikte und
gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten
Bevor wir näher auf
das Thema eingehen, um einen klaren Kontext zu erhalten, müssen wir die
Bedeutung der Wörter Konfrontation und Konflikt anschauen und eine
Vorstellung davon erarbeiten was es bedeutet authentisch zu sein. Konflikt Die Ursache von Konflikten kann in einem Widerspruch zweier oder mehrerer Personen oder Parteien begründet sein. Die Lösung eines Konflikts ist primär vom Verhalten der Beteiligten abhängig. Im Idealfall wird eine friedliche Beilegung angestrebt. In diesem Idealfall wird ein Konflikt von den Beteiligten besprochen und im Konsens beigelegt. Diese Art von Konfliktlösungen erzeugt über kurz oder lang einen Gewinn für alle Beteiligten. Vermeidungsstrategien um Angst, Schuld, Trauer, Scham, Minderwertigkeitsgefühle oder Bedürfnisse verdeckt zu halten können die friedliche Beilegung solcher Konflikte erheblich erschweren oder gänzlich verunmöglichen, was letztendlich oft in einer Scheinbeilegung oder Konfrontation endet. Auch Tabus können hier eine große Rolle spielen. Die Grenzen zu einer Scheinbeilegung durch Verdrängungen sind dann fließend. Innerhalb von Konflikten wo solche Vermeidungsstrategien eine dominierende Rolle spielen, kann es zu einem Zusammenprall, zur Konfrontation kommen. Menschen stehen sich dann konfrontativ gegenüber, es beginnen nur noch die eigenen Interessen zu zählen, eine oder beide Parteien versuchen den oder die Gegner nun zu besiegen. Dazu werden Recht und Unrecht, Moral, religiös gebundene Ethik oder sogar das Faustrecht oder andere gewaltsame Mittel, von der Einschüchterung bis zur Drohung, angewendet. Dies kostet Kraft, Energie und Ressourcen, birgt das Risiko von Verletzungen, Niederlagen und sinnlosen Verlusten. Aus möglichen Partnern werden Gegner.
Konfrontation Welcher Art ist
die Zusammenkunft bei einer Konfrontation? Fronten treffen aufeinander,
von Angesicht zu Angesicht, auf Augenhöhe: Auge in Auge. Eventuell Auge
um Auge, Zahn um Zahn. Das Wort sagt es bereits, es sind Fronten
vorhanden. Bei einer Konfrontation handelt es sich um ein Ereignis, bei
dem sich Menschen frontal gegenüberstehen. Sie werden zu Gegnern in
einem wo möglichen Kampf. In einem Kampf gibt es aber nur 2 Optionen:
Sieg oder Niederlage, Täter oder Opfer, Eroberung oder Unterwerfung. Was
der eine gewinnt verliert der andere und umgekehrt. Das Wesen ist nicht
Partnerschaft, sondern Du oder ich. In einer Konfrontation gibt es
Sieger und Verlierer, aber keine wirklichen Gewinner. In einem guten Gespräch spielen "Zuhören" und "sich Mitteilen" eine gleichermaßen wichtige Rolle. In einer angenehmen, wohlwollenden oder gar geschützten Atmosphäre, in der ich mich als ernst genommen und verstanden erfahre, ist es weniger schwierig, ein gutes Gespräch zu führen. Schwieriger wird es erst, wenn einer oder mehrere Gesprächspartner mich mit ihrem Verhalten bewerten, verärgern, angreifen, mir Vorwürfe machen, Vermutungen über mich anstellen, über mich spekulieren oder mich nicht ernst nehmen. Hier beginnt bereits die verführerische Konfrontationsschiene, auf welcher so leicht abgefahren werden kann und welche eine destruktive Eigendynamik in sich trägt. Einmal in diese destruktive Konfrontationsschiene ein und abgefahren beginnen wir nach und nach für uns in Anspruch zu nehmen selber im Recht zu sein und gleichzeitig andere im Unrecht zu sehen. Befinden wir uns einmal auf der Ebene des Recht/Unrecht haben’s, ist es praktisch unmöglich weiterzukommen, es sei denn wir verlassen diese Ebene wieder. Dies können wir nur tun indem wir in einer solchen Situation die Verantwortung für unsere Gefühle und Reaktionen übernehmen. Ansonsten besteht die Gefahr dass wir in eine Täter/Opfermentalität abrutschen und delegieren unsere Verantwortung zu unseren Gegnern, an unsere Empfindungen oder zu den Umständen die uns umgeben. Dies könnte sich
in etwa so anhören: Ich kann
ebenfalls auf dieser Schiene abfahren, Vorwürfe hervorbringen und zu
einem Gegenangriff starten. Der
Unterschied wird sichtbar wenn wir die folgenden zwei Aussagen
miteinander Vergleichen: "Ich ärgere mich, weil du immer zu spät kommst, du bist rücksichtslos!"
"Ich bin verärgert, weil ich mich beeilt habe und ich jetzt 30 Minuten warte, ich fühle mich übergangen!"
Die „Ich weil Ich“ oder Ich-Botschaft trägt in sich deeskalative Eigenschaften und steht im Gegensatz zur "Du-Botschaft". Bei der Du-Botschaft wird eine Aussage über den anderen gemacht, z.B. wie wir ihn sehen, wofür wir ihn halten oder was er tun oder nicht tun soll. "Du
bist rücksichtslos" ist eine verallgemeinernde Beschreibung des anderen
und sagt nichts über mein eigenes Gefühl aus, welches mich zu dieser
Aussage bringt, nämlich, dass ich mich übergangen fühle. Dies führt dazu
dass der andere sich angegriffen fühlt, sich zu verteidigen beginnt, zu
einem Gegenangriff startet oder seine eigene Verantwortung leugnet. Das
Gespräch landet nun in einem Recht haben/Unrecht haben oder in einem
Schuldig/Unschuldig Muster und entfernt mich von mir selbst, meiner
Authentizität und somit von meiner inneren Klarheit. Ich bin dann außer
mir statt bei mir selbst. Eine Sufiweisheit vom Poeten Rumi sagt:
„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.
Bei der Formulierung von Ich-Botschaften sollten wir sehr aufmerksam sein. Das Vorhandensein des Wortes ICH genügt nicht wenn darauf offene oder versteckte Du-Botschaften folgen.
Ich weil Du: "Ich ärgere mich, weil du egoistisch bist und mich immer warten lässt" Ich weil Du: "Ich bin verletzt, weil du immer nur die anderen zu Wort kommen lässt!" Ich weil Ich weil Du: "Ich bin verärgert, weil ich mich beeilt habe und jetzt 30 Minuten warte, du bist rücksichtslos!"
Wirkliche Ich-Botschaften folgen dem Schema: "Ich bin verärgert, weil ich mich beeilt habe und ich jetzt 20 Minuten warte!" "Ich bin frustriert, weil ich mich übergangen fühle. Ich habe das Gefühl, nicht richtig integriert zu sein, und leide unter dieser Situation. Ich hätte gerne einen besseren Kontakt zu euch."
Eine weitere Form, sich aus der Verantwortung zu ziehen und wenig authentisch zu sein sind Wir oder Mann Botschaften. Sie sind dann angebracht und berechtigt, wenn den mit WIR bezeichneten Personen das gleiche widerfährt oder widerfahren ist, wie uns. Mit einer Wir-Aussage können wir aber auch bewusst unsere Position stärken, uns unangreifbar machen, unsere Meinungen und Wünsche verstecken und uns hinter einer ganzen Gruppe verbergen. Mit den so genannten Mann-Botschaften können wir eine große Mehrheit, manchmal die ganze Menschheit vorschieben und nehmen damit oft eine passive Opferhaltung gegenüber Ansichten, Meinungen und Werthaltungen von "Wem?" ein. (Des Partners, des Chefs, eines Schriftstellers, der Eltern, eines weisen Menschen, der Gesellschaft, einer religiösen Moralvorstellung). Schlussfolgerung: Die wichtigste Grundvoraussetzung in einem Konfliktgespräch ist: Bleiben Sie bei sich selbst - bei Ihren Emotionen, Gedanken und Bedürfnissen - und lassen Sie sich auch durch Angriffe nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Als Mensch der die volle Verantwortung für sein Denken, seine Handlungen und Gefühle übernimmt, kann Sie niemand mehr durch Beleidigungen verletzen, es sei denn Sie haben ihm die Macht dazu gegeben. Sie können einen beleidigenden Angriff auch ignorieren oder als ein besonders starkes Interesse verstehen. Ermächtigen Sie andere Menschen nicht, sich Ihrer durch Beleidigungen zu ermächtigen. Bleiben Sie bei sich selbst, anstatt außer sich zu geraten. .
Konfliktleitfaden Die fünf Schritte für erfolgreichere Kommunikation lauten:
Eine deeskalative Respektdistanz ist ebenso zu beachten wie die Tatsache, dass emotionale Hindernisse oder festgefahrene Verhaltensmuster im Moment eine Wahrnehmung des auch eigenen Gewinnes trüben können. Hier spielt der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Manch ein Teilnehmer solch einer Konfliktsituation kann erst nach einigen Tagen klarer Erkennen, dass die Lösung auch für ihn einen Gewinn darstellte. In solch einem Falle kann das weiterarbeiten an einem Konflikt auch vertagt werden.
Einige Beispiele eigenverantwortlicher, deeskalativer, gewaltfreier Kommunikation:
Emotion/Ärgermitteilung: Ich ärgere mich, weil ich mich beeilt habe um pünktlich zu sein und nun seit 30 Minuten hier warte, das ist unangenehm. Bedürfnisäusserung: Pünktlichkeit ist mir ein Bedürfnis, ich finde das wichtig. Verständnisäusserung: Ich kann verstehen dass mal etwas passieren kann, deswegen habe ich auch eine Toleranzzeit von 15 Minuten. Wunschäusserung: Bitte bemühe dich ernsthaft um Pünktlichkeit oder rufe mich doch frühmöglichst auf meinem Handy an, wenn du nicht rechtzeitig kommen kannst.
Bedürfnisäusserung: Ich möchte mit Respekt behandelt werden. Verständnisäusserung: Ich finde es okay, wenn Sie den Inhalt meiner Arbeit kritisieren. Wunschäusserung: Aber ich bitte Sie, künftig mögliche Kritik an meiner Arbeit so zu formulieren, dass ich weiß, was Sie verändert haben möchten.
Emotion/Ärgermitteilung: Ich bin sauer, weil ich mir viel Mühe mit dem Kochen gegeben habe und mich auf das gemeinsame Essen gefreut habe. Bedürfnisäusserung: Ich möchte gerne Verlässlichkeit von Dir, wenn ich koche, weil ich in Ruhe und in entspannter Atmosphäre mit dir essen möchte. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind mir sehr wichtig. Wunschäusserung: Bitte rufe mich rechtzeitig an, wenn es bei dir im Büro später wird, damit ich mich darauf einstellen kann.
Verständnisäusserung: Ich verstehe ja, dass du knapp bist. Bedürfnisäusserung: Aber ich brauche mein Geld, weil ich im Moment ebenso knapp bin und dringend einkaufen möchte. Emotion/Ärgermitteilung: Und mich ärgert, dass ich jetzt um mein eigenes Geld betteln muss. Wunschäusserung: Bitte gib es mir bis heute Abend zurück.
Diese Ich weil Ich weil Ich Kommunikation kann auch außerhalb von Konflikten angewendet werden. Diese Art der Kommunikation erzeugt eine Atmosphäre des gegenseitigen Wohlwollens und Verständnisses. In diesem Falle befindet sich noch der Schritt "Entscheidung". Auch hier können wir erkennen, dass die Reihenfolge der 4 beziehungsweise 6 Kommunikationsschritte nicht starr sein muss. Ein Beispiel dazu: Sie hatten auf dem Heimweg von der Arbeit abends ein unangenehmes Erlebnis und möchten es ihrem Partner mitteilen. Bedürfnisäusserung: Roland, darf ich dir etwas erzählen was mich sehr belastet. Sachverhalt: Ich habe auf dem Heimweg
einen schrecklichen Unfall gesehen wo ein Kind angefahren wurde. Wunschäusserung: Ich wünsche mir das dort eine Signalanlage installiert wird. Entscheidung: Ich werde morgen den zuständigen Behörden schreiben.
Gewaltfrei heisst nicht
wehrlos zu sein….
Gesamtverzeichnis der Streetwork-Arbeiten / Spenden und Beiträge Aufgrund der grossen Nachfrage sind wir jetzt
auf 3 verschiedenen Servern gleichzeitig erreichbar:
|
||